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Biodynamisch besser bluten

Gedanken über Menstruationshygiene und das Toxische Schock-Syndrom (TSS)

Sissi St. Croix
Biodynamisch besser bluten

Seit einiger Zeit mache ich mir wieder verstärkt Gedanken über die Form meiner Menstruationshygiene. Es soll ja Menschen geben, die bei diesem Thema zart besaitet sind, wofür mir jegliches Verständnis abgeht: Frauen bluten. Punkt! Und dann können wir auch darüber sprechen, oder? Ohne uns zu zieren, schamhaft zu kichern oder gar einen roten Kopf zu bekommen. Peinlich finde ich dabei lediglich Frauen, die sich für ihre monatliche Regelblutung schämen, oder Männer, die ihren Partnerinnen das Gefühl geben, sich schämen zu müssen und nicht in der Lage sind, für diese die benötigten Hygieneartikel einzukaufen – selbst dann nicht, wenn ihre Mädels wimmernd mit einer Wärmflasche auf dem Bauch in Embryonalhaltung auf dem Sofa liegen. Pfrrrrr! Unmöglich, solche Typen.

Die erste Periode ist für jedes Mädchen ein wichtiger Entwicklungsschritt und wird in einigen Kulturen sogar gefeiert. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mich als Elfjährige darüber geärgert habe, dass eine meiner ein klein bisschen weiter entwickelten Schulfreundinnen ihre erste Regelblutung schon hatte und ich noch nicht. Ich ahnungsloses Wesen!

Rund eine Woche später war es dann nämlich auch bei mir so weit – mit all den »charmanten« Begleiterscheinungen, die gerade in der Pubertät so typisch sind: heftige stechende Krämpfe im Unterleib, unregelmäßige Blutungen, Brust- und Rückenschmerzen, Migräneattacken mit galoppierender Übelkeit, Stimmungsschwankungen. Trotz einer guten Aufklärung und Vorbereitung durch meine Mutter fand ich das Frauendasein plötzlich gar nicht mehr so erstrebenswert … Kinder bekommen zu können, war ja eine feine Sache – aber DAS?

 

Monatshygiene will erlernt sein

Es hat gefühlte Ewigkeiten gedauert, bis sich mein Zyklus so weit stabilisierte, dass ich mich in meinem Körper wieder wohlgefühlt habe. Die Benutzung von Tampons hat viel dazu beigetragen, denn Binden und Co. fand ich seinerzeit schlichtweg eklig und unbequem, zumal diese damals lange noch nicht so gut durchdacht waren wie heute.

Mit den Tampons schwand meine Angst vor einem öffentlichen »Durchbluten«. Zwar konnte ich damit nicht – wie von einer gewissen Werbung versprochen – olympiareif schwimmen, reiten oder fechten (Das wäre auch zu schön gewesen!), aber wenigstens fühlte ich mich während der »Tage meiner Tage« sauber und sicher und konnte mein Leben erneut in vollen Zügen genießen. Das war schon viel wert!

Weniger schön waren die → Mobbingattacken einiger Mitschülerinnen in der fünften Klasse, die mir partout einreden wollten, ich sei keine Jungfrau mehr, seitdem ich Tampons benutzte. Hallo? Was für ein hanebüchener Unsinn! Bis heute weiß ich nicht, ob die jungen Dinger nur das halbgare Nichtwissen ihrer Mütter, Tanten und Omas nachplapperten oder ob sie neidisch waren, weil viele von ihnen zuhause tatsächlich ein »Tamponverbot« aufgebrummt bekommen hatten. Vermutlich eine Mischung aus beidem. Mit den Jahren habe ich mich an meine Monatsblutung gewöhnt – sie in manchen Momenten sogar sehnlichst erwartet, zu Urlaubszeiten bitter verflucht.

 

Lesetipps zum Thema

→ V – Alles über das weibliche Geschlecht (2021)
→ Die wunderbare Welt der Vagina und Vulva (2021)

 

Tödliche Tampons?

Tampons wurden meine kleinen weißen »Alltagsretter« und fanden ihren ständigen Wohnsitz in meinen Handtaschen. Bis ich zum ersten Mal bewusst von TSS hörte. Das Kürzel ist dir sicher auch schon einmal auf einer Tamponpackung aufgefallen und steht für Toxisches Schock-Syndrom (Toxic Shock Syndrome). Unbehandelt führt TSS zu Organ- und Kreislaufversagen – bis hin zum Tod. Verursacht werden kann es durch ein Gift des Bakteriums Staphylococcus aureus.

Eine menstruell bedingte Staphylokokkeninfektion tritt zum Glück allerdings sehr selten auf, obwohl sich das Bakterium immerhin bei einem Drittel aller Frauen in geringer Anzahl ständig in der Scheidenflora tummelt. Da aber nur rund ein Prozent seiner Stämme das bewusste Gift produziert, kommen die wenigsten von uns in die Gefahr einer Infektion. Meist trifft es Frauen, die während ihrer Monatsblutung besonders saugfähige Tampons aus synthetischen Materialien (Zellstoff-Plastik-Gemische) benutzen: Die synthetischen Fasern schaffen nämlich zusammen mit der Saugfähigkeit der Tampons den idealen Nährboden für die Bakterien.

Zu einer traurigen Berühmtheit gelangte das Toxische Schock-Syndrom, als das Unternehmen Proctor & Gamble in den späten Siebzigerjahren ein supersaugstarkes Tampon namens »Rely« aus Carboxymethylcellulose auf den Markt brachte und vor allem in den USA eine regelrechte TSS-Epidemie mit mehrere Hundert Erkrankungen und 25 Todesfällen ausbrach. Zu den klassischen Symptomen zählen hohes Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Schwindel, extrem niedriger Blutdruck, Muskelschmerzen und ein sonnenbrandähnlicher Hautausschlag. Das Produkt wurde zwar umgehend nach der TSS-Epidemie vom Markt genommen, aber Angst und Verunsicherung hatten sich in meinem Kopf fest verankert.

 

TSS vermeiden

Akribisch befolgte ich in den nächsten Jahren sämtliche Vorsichtsmaßnahmen, um mich vor dem Toxischen Schock-Syndrom zu schützen. Diese stehen zwar heutzutage auf jeder Packungsbeilage von Tampons, aber da ich weiß, dass viele von uns diese nicht lesen, führe ich sie hier vorsichtshalber noch einmal auf.

  • Vor dem Einführen oder Entfernen eines Tampons stets gründlich die Hände reinigen und dabei auch die Fingernägel nicht vergessen.
  • Nur Tampons aus unbeschädigten, originalverpackten Hüllen verwenden.
  • Immer die kleinstmögliche Tampongröße benutzen und supersaugfähige Tampons aus Synthetikmaterial vermeiden.
  • Tampons nicht zu lange im Körper belassen! Mindestens alle vier bis sechs Stunden wechseln.
  • Nachts besser auf Binden oder Menstruationstassen umsteigen.

Und nun Hand aufs Herz: Wer von uns hat noch nie das rechtzeitige Wechseln des Tampons vergessen? Oder womöglich gar vor einem heißen Date oder einem Bewerbungsgespräch ein Tampon als diskreten »Slipeinlagenersatz« benutzt? Wenn ich nun noch darüber nachdenke, dass bei konventionellen Tampons der Trend eindeutig zur vermehrten Verwendung von Kunstfasern geht, die beispielsweise das Einführen erleichtern sollen, wird mir ganz anders …

 

Darum ist das Thema TSS wichtig

Jährlich erkranken nach wie vor allein in den USA rund 2 000 Frauen an TSS. Zehn Prozent der Fälle enden tödlich. Schlagzeilen machte im Juni der Fall des Models Lauren Wasser – sie erkrankte im Jahr 2012 nach der Verwendung von Tampons der Sorte »Kotex Natural Balance« unerkannt an TSS, verlor ihr rechtes Bein und beinahe auch ihr Leben. In Europa liegen die Zahlen niedriger und ich hoffe, dass Artikel wie dieser dazu beitragen, dass das auch so bleibt und immer weniger Frauen am Toxischen Schock Syndrom erkranken. Für die kleine Jemma-Louise Roberts aus dem britischen Manchester kommt jedoch jede Warnung zu spät: Sie starb im September diesen Jahres an TSS, nachdem die Ärzte fälschlicherweise zunächst eine Erkrankung an Noroviren vermuteten und das Mädchen entsprechend falsch therapierten.

 

Welche Alternativen gibt es?

Binden sind für mich persönlich keine praktikable Alternative: Sie passen nicht zu mir und ich mag das »frisch gewindelte« Gefühl in meiner Unterwäsche nicht. An Menstruationstassen, die noch nie mit TSS in Verbindung gebracht werden konnten, habe ich mich bislang noch nicht herangetraut, werde aber in Kürze einen Versuch wagen. Besonders hilfreich bei dieser Entscheidung war für mich das Lesen des sehr offenen und ehrlichen Erfahrungsberichtes der Bloggerin Katrin. Sie erzählt in ihrem Artikel »Hoch die Tassen« anschaulich über ihre eigenen Erlebnisse mit dieser nachhaltigen Form der Menstruationshygiene.

Wer sich nicht mit dem Gedanken an eine Tasse im Unterleib anfreunden kann, der sollte zumindest in Erwägung ziehen, auf Bio-Tampons aus reiner Baumwolle umzusteigen. Laut einer Studie der New York University School of Medicine können Bio-Tampons das Risiko eines Toxischen Schock-Syndroms mindern, da sie aus natürlichen und nicht aus Synthetikfasern bestehen. Dank des Teams vom → Superio Naturshop habe ich zwei solcher biodynamischen Tamponsorten der Marke Masmi ausprobieren dürfen: die Masmi Tampons Super und die Masmi Tampons Super Plus:

 

Masmi Tampons Super

»Tampons aus 100% zertifizierter Bio-Baumwolle. 18 Stück. Ohne Applikator. Hypoallergen – hilft, den Risiken von Allergien und Irritationen vorzubeugen. Ein saugfähiger Kern ist von einem speziellen Sicherheitsflor aus Baumwolle umgeben, der verhindert, dass Fasern in Ihrem Körper festkleben. Super saugstark. Kein Parfüm, keine Viskose, keine Kunststoffe, keine Polymere. Keine Rückstände von Pestiziden oder Herbiziden. 18 Stück: 4,48 Euro« (Quelle: Superio Naturshop).

 

Masmi Tampons Super

 

Masmi Tampons Super Plus

»Tampons aus 100% zertifizierter Bio-Baumwolle. 18 Stück. Ohne Applikator. Hypoallergen – hilft, den Risiken von Allergien und Irritationen vorzubeugen. Ein saugfähiger Kern ist von einem speziellen Sicherheitsflor aus Baumwolle umgeben, der verhindert, dass Fasern in Ihrem Körper festkleben. Super saugstark. Kein Parfüm, keine Viskose, keine Kunststoffe, keine Polymere. Keine Rückstände von Pestiziden oder Herbiziden. 15 Stück: 4,72 Euro« (Quelle: Superio Naturshop).

 

Masmi Tampons Super Plus

 

Sissis Resümee

Auf den ersten Blick sehen die Tampons der Marke Masmi aus, wie jedes andere Tampon auch: weiße kleine Torpedos, die meine Blutung auffangen sollen. Nur der Preis von knapp fünf Euro je Packung für 15 bzw. 18 Stück ließ mich anfänglich schlucken. Ich habe an zwei Tagen im Monat eine relativ starke Blutung und dann einen entsprechend hohen Tamponverbrauch, bis die Blutungswelle langsam abflaut. Im Durchschnitt benötige ich mindestens 30 Tampons im Monat und da achte ich natürlich schon auch ein wenig auf den Preis …

Wenn ich allerdings bedenke, dass es sich bei beiden Sorten um nachhaltige und somit umweltfreundliche Produkte aus 100 Prozent reiner Bio-Baumwolle handelt, sieht die Sache schon anders aus: Ich möchte einfach keine wattigen »Giftbomben« mehr in meinen Körper schieben, die womöglich auch noch TSS auslösen und mit ihrem Verpackungsmüll (Stichwort: Plastikapplikatoren!) die Umwelt verschmutzen! Beide Tamponsorten von Masmi, sowohl die Masmi Tampons Super als auch die Masmi Tampons Super Plus, verzichten vollständig auf Parfüm, Viskose, Polymere und andere Kunststoffe sowie Pestizide oder Herbizide. Natur pur – so wie mein Körper.

Die Tampons von Masmi lassen sich problemlos aus ihrer schützenden Hülle knibbeln, liegen gut in der Hand, sind angenehm weich und lassen sich auch ohne Applikator leicht einführen. In Sachen Saugfähigkeit konnten die Tampons von Masmi mich ebenfalls rundum überzeugen. Zum Vergleich: Im Rahmen der Produkttesterwochen von ROSSMANN durfte ich parallel Applikatortampons der Eigenmarke facelle testen. Hier kosten 16 Stück stolze 4,95 Euro, bestehen aus einem nicht näher benannten Material, sind schmerzhaft hart und belasten mit ihren kratzigen, pinken Plastikapplikatoren überdies unsere Umwelt. Autsch! Und was die Saugfähigkeit angeht … Nun, decken wir lieber huldvoll ein Mäntelchen des Schweigens über das Thema!

Ich habe nur diesen einen Körper, wir alle leihen uns nur diesen einen Planeten. Tampons aus synthetischen Materialien kommen für mich ab sofort nicht mehr infrage. Nie wieder! Nicht zuletzt auch, weil ich selbst schon frauenärztlich diagnostizierte Symptome von TSS gezeigt habe und keine Lust habe, diese beängstigende Erfahrung zu wiederholen.

XOXO

Sissi

[Produkthinweise erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Alle Preisangaben erfolgen ohne Gewähr. Produktverfügbarkeiten und UVP können im DACH-Raum variieren. Artikelbild: weyo.]

 

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