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Alte Thurbrücke Bischofszell

Baden im Einklang mit der Natur

Sissi St. Croix
Alte Thurbrücke Bischofszell

Seit ein paar Tagen ist unsere Freundin Shelley aus Deutschland zu Besuch. Zwar kennt sie die Schweiz schon ein bisschen, war aber bislang noch nie im Thurgau. Ehrensache also, dass wir ihr das eine oder andere schöne Fleckchen im Apfelkanton zeigen. Angesichts der anhaltenden Hitzewelle war jedoch zunächst einmal gemütliches Abhängen und Plaudern im Schneckenhaus angesagt. Denn nichts wirkt wohltuender auf Körper und Geist, als sich aus dem hektischen Alltag auszuklinken und die Seele baumeln zu lassen. Gestern zog es uns dann ins kühle Nass, in die erfrischenden Fluten unterhalb der alten Thurbrücke in Bischofszell.

Für mich gibt es nichts Schöneres, als im Sommer im Wasser zu plantschen und dabei Sonne und Glück zu tanken. Im Thurgau gelingt das mit seinen einladenden Gewässern besonders gut. Ob idyllischer Weiher, lustig plätschender Fluss oder blau glitzernder See: Die genussvolle Abkühlung ist an jedem der zahlreichen hiesigen Naturbadeplätze garantiert. Und da es mir Spaß macht, nebenbei auch noch ein wenig Geschichte zu schnuppern, zog es uns zur alten krummen Thurbrücke. Die achtjochige Brücke führt südwestlich des Stadtzentrums von Bischofszell in sanftem Bogen über die Thur und ist die längste, noch erhaltene Natursteinbrücke der Schweiz. Den Beinamen »krumme Brücke« trägt sie, weil ihr Grundriss einige Knicke hat, damit ihre starken Pfeiler sicher auf den Nagelfluhfelsen im Flussbett verankert werden konnten (1).

 

Sage der alten Thurbrücke

Die spätmittelalterliche Thurbrücke wurde der Sage nach von Frau von Hohenzorn ein Jahr nach dem Tod ihrer beiden im Hochwasser ertrunkenen Söhne gestiftet. Keine andere Mutter sollte jemals wieder ein solches Leid erleben und ihre Lieben verlieren. Anstelle des sonst üblichen Brückenzolls sollte ein Vaterunser zum Andenken an ihre Söhne gebetet werden. Eine Geschichte, die mich berührt und zeigt, dass eine entschlossene Frau auch schon damals viel bewegen konnte.

Die Brücke wurde prompt gebaut, im Jahre 1487 fertiggestellt und führt noch heute sicher über den Fluss. Inzwischen wurde sie vielfach renoviert, wovon eine Schautafel am Fuße der alten Thurbrücke ein beredtes Zeugnis ablegt. Das Vaterunser haben wir beim Überqueren der Brücke übrigens nicht gebetet, aber dafür liebevoll an Frau von Hohenzorn gedacht.

Wenn du magst, kannst du eine lange Version der Sage der alten Thurbrücke sowie die Gedichtform auf der → Website der Stadt Bischofszell lesen. Dort findest du auch weitere Ausflugstipps rund um Bischofszell.

 

Geschichte der alten Thurbrücke

Die Benutzung der Thurbrücke blieb bis 1796 zollfrei, wodurch Bischofszell zu einem Umschlagplatz für Leinwand und den Fernhandel wurde. Das sollte natürlich so bleiben und darum wurden im 16. oder 17. Jahrhundert zum Schutz der Brückenpfeiler gegen die wilde, oft Hochwasser führende Thur beidseitig Strömungsteiler vorgesetzt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts genügte die lediglich drei Meter breite Fahrbahn dem zunehmenden Verkehrsaufkommen nicht mehr. Eine leichte Verbreiterung und Erhöhung der Auffahrten verhinderte zum Glück 1860 den drohenden Abriss.

Trotzdem wurde weiter flussabwärts eine neue Brücke gebaut und die »krumme Brücke« für den motorisierten Verkehr gesperrt. Das bot die perfekte Gelegenheit für eine umfassende Sanierung in den Jahren 1971 bis 1975. Dabei wurden 1974 die Reste eines im 17. Jahrhundert urkundlich erwähnten Badehauses archäologisch untersucht und eine große Eichenholzwanne, Teuchellleitungen und Badeöfen entdeckt. Zu schade, dass dies nicht genutzt wurde, um gleich an der Brücke ein kleines Freilichtmuseum zu errichten!

Vielleicht war dies aber auch eine weise Entscheidung der Stadtväter? Denn schon 1999 wurde erneut in die Instandhaltung der alten Thurbrücke investiert: Teile der Sandstein- und Tuffsteinquader mussten ersetzt und die Fahrbahn gegen Nässe abgedichtet werden. Diese Sanierung war 2006 abgeschlossen (2).

 

Erfrischung in der Thur

Rechts und links der alten Thurbrücke lädt eine wunderschöne Naturbadelandschaft zum Abkühlen ein. Je nach Wasserstand reicht die Wassertiefe von einigen Zentimetern zum Plantschen für die Allerkleinsten bis hin zu mehreren Metern für entspannte Schwimmzüge erfahrener Flussschwimmer.

Als wir vor Ort waren, stand die Thur niedrig, sodass ich schon suchen musste, um geeignete Stellen zum Schwimmen zu finden. Doch das hat mich nicht gestört, denn in erster Linie waren wir ja dort, um die Landschaft zu genießen und uns zwischendurch immer wieder bei einem kurzen Schwumm abzukühlen.

Große Kiesbänke und sanfte Strömungen kennzeichnen den Flusslauf der Thur an dieser Stelle. Das Flussufer ist überwiegend steinig und fällt zum Wasser hin flach ab. Ein steiniges Flussbett, glitzerndes Wasser und im Hintergrund eine Ahnung der Berge – Herz, was willst du mehr? Aber Vorsicht: Der Flussgrund ist ebenfalls steinig und von dicken »Brocken« übersät – barfuß besteht Rutschgefahr! Ich empfehle daher dringend das Tragen von Wasserschuhen, damit du beim Waten im Wasser einen guten Stand hast. Schuhe wie meine → Aqua X Sport von Xero Shoes sind hier ideal.

Gut zu wissen: Wie an den meisten Naturbadeplätzen gibt es vor Ort weder ein WC noch eine Gelegenheit, kleine Snacks oder Getränke zu kaufen. Du solltest also alles für ein Picknick dabei haben, wenn du den Tag unterhalb der alten Thurbrücke verbringen möchtest. Toilettenpapier und ein oder zwei Müllbeutelchen für die Entsorgung deiner »Hinterlassenschaften« können auch nicht schaden. Schließlich soll die Landschaft so sauber und schön bleiben, wie sie ist!

 

Adresse

Alte Thurbrücke
Thurfeld
9220 Bischofszell

 

Impressionen

Die alte Thurbrücke ist auf den ersten Blick gar nicht so krumm

Die alte »krumme« Thurbrücke ist auf den ersten Blick gar nicht so krumm

 

Im schützenden Schatten der Brücke fühlen sich vor allem junge Familien wohl

Im schützenden Schatten der Brücke fühlen sich vor allem junge Familien wohl

 

Schnappschuss im Gegenlicht: eine der vielen Kiesbänke im Fluss

Schnappschuss bei Gegenlicht: eine der vielen Kiesbänke im Fluss

 

Glücklich, wer so nah am Wasser wohnt ...

Glücklich, wer so nah am Wasser wohnt …

 

Wenn mir beim Wandern durchs Wasser zu warm wurde, habe ich mich einfach mitten ins Flussbett gesetzt

Wenn mir beim Wandern durchs Wasser zu warm wurde, habe ich mich einfach mitten ins Flussbett gesetzt

 

Sissis Resümee

Die Thur ist der prägende Fluss der Ostschweiz und Namensgeberin des Kantons Thurgau. Kein Wunder, ist die Thur doch eine der Gewässerperlen des Landes und beeindruckt durch eine einzigartige Kultur- und Naturlandschaft. Wo sich die Thur mit der Sitter vereint, liegt erhöht die barocke Altstadt von Bischofszell, Ausgangspunkt unseres gestrigen Ausfluges. Zu Fuß erreichst du die alte Thurbrücke in etwa 20 bis 30 Minuten vom Ortszentrum aus, mit dem Auto ist es nur ein Katzensprung. Parkmöglichkeiten sind allerdings rar, sodass sich die Anreise mit dem ÖV und ein kleiner Fußmarsch durchaus empfehlen.

Einmal angekommen, hast du die Qual der Wahl: Beide Flussufer laden zum gemütlichen Verweilen und Baden ein. Shelley und ich haben die alte Thurbrücke überquert und uns ein Stück flussabwärts an einem kleinen Hang im Schatten niedergelassen. Schon an unserem Liegeplatz konnten wir eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entdecken. Das hat mich angenehm überrascht, immerhin ist diese Stelle ein beliebter Naturbadeplatz und in den Sommermonaten entsprechend hoch frequentiert. Auch im Wasser war allerhand los – angefangen bei vielerlei Insektenarten und Weichtieren über Wasservögel bis hin zu verschiedenen Jungfischen. Bestimmen konnte ich allerdings nur den Nachwuchs der Bachforelle (Salmo trutta fario), die anderen Arten waren zu flink für meine Augen.

Spaß hatte ich an den neugierigen Flösslern allemal: Immer wieder wurde ich munter angeknabbert und so »tierisch gekitzelt«. Außerdem hatte ich die Chance, das Verhalten der Jungfische in dem kristallklaren Wasser über längere Zeit auf eine Weise zu beobachten, die so vollkommen neu für mich war. Ich fühlte mich nicht wie ein Eindringling, sondern wie ein willkommener Gast, ja, fast wie ein Fisch unter Fischen. Ein Erlebnis, das ich schnellstmöglich wiederholen möchte.

Wir sehen uns im Wasser!

XOXO

Sissi

[1: Nagelfluhfelsen sind ein grobkörniges, klastisches Sedimentgestein, das aus mindestens 50 Prozent gerundeten Komponenten wie Kies oder Geröll besteht, die durch eine feinkörnige Matrix verkittet sind. 2: Quelle: → Amt für Archäologie. Artikelbild: → Thurgau Tourismus. Die Schnappschüsse stammen von mir.]

 

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