Rundblättrige Glockenblumen (Campanula rotundifolia)

Rundblättrige Glockenblume

Unsere Pflanze des Monats Juni drängt sich nicht in den Vordergrund. Sie begleitet uns vielmehr still und bescheiden an lichten Wegrändern, auf mageren Wiesen oder sandigen Heiden. Die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) ist die zarteste unter unseren heimischen Glockenblumen und dabei erstaunlich widerstandsfähig. Dank ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel trotzt sie heißem Sommerwetter und trockenen Böden. Im Gegensatz zu vielen ihrer Schwesterarten, die bei Schnecken hoch im Kurs stehen, bleibt sie von ihnen meist verschont – offenbar ist sie weniger schmackhaft.

Der Name »rundblättrig« wirkt auf den ersten Blick irreführend. Denn die Blätter, die sich in der Nähe der Blüten befinden, sind schmal und länglich. Die namensgebenden runden Blätter befinden sich nur in Bodennähe und sind zur Blütezeit oft schon nicht mehr zu sehen. Die sehr hübschen hellblauen Blüten erscheinen ab Juni und werden fleißig bis in den Spätsommer nachgeschoben.

Standort der Rundblättrigen Glockenblume

Weil die Pflanze in aller Regel nicht höher als 25 Zentimeter wird, ist sie nicht sehr durchsetzungsfähig. Am besten behauptet sie sich auf konkurrenzarmen Standorten auf mageren sandigen und steinigen Böden in der vollen Sonne bis im Halbschatten. Dort samt sie sich gut aus und bildet kurze Ausläufer. Daran können wir uns auch bei der Platzsuche im Garten orientieren. Ist der Boden nährstoffreicher, müssen wir ihr ein wenig die Konkurrenz zur Seite räumen. Auch für den Topf auf dem Südbalkon eignet sie sich sehr gut.

Wertvolle Nahrungsquelle

Die Rundblättrige Glockenblume spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem. Insgesamt 24 Wildbienenarten sammeln ihren Pollen. Besonders die auf Glockenblumen spezialisierten Bienen tun das meist sehr gründlich: Sie ernten den Pollen von den sogenannten Griffelbürsten fast vollständig ab. Für die Bestäubung bleiben trotzdem genügend Pollen übrig.

Die Glockenblumen-Scherenbienen (Chelostoma rapunculi), Glockenblumen-Sägehornbienen (Melitta haemorrhoidalis) und Glockenblumen-Schmalbienen (Lasioglossum costulatum) tragen ihre Abhängigkeit auch im Namen. Besonders in den Morgenstunden lohnt sich ein Blick in die Blüten: Einige Bienen wählen diese als Schlafplatz aus. Den teilen sie sich hin und wieder mit Rüsselkäfern. Ansonsten sind die Pflanzen auch noch bei Schwebfliegen und als Raupenfutterpflanzen bei einigen Faltern gefragt.

Schwedens Nationalblume

Ein Garten ohne Glockenblumen ist möglich, aber sinnlos. Das dachte man sich wohl in Schweden, wo der Rundblättrigen Glockenblume eine besondere Ehre zuteil wurde: Dort wurde das »Kleine Blauglöckchen« (Schwedisch: Liten blåklocka), wie die Rundblättrige Glockenblume in Schweden genannt wird, nämlich im Jahre 2021 zur Nationalblume gewählt.

Sissis Resümee

Die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) ist eine wahre Kosmopolitin im Grünen: Diese faszinierende Art hat sich ihren Platz von Europa bis ins ferne Sibirien und Russland erobert. Sogar in Neuseeland hat sie als Neophyt Fuß gefasst, während sie in Deutschland, der Schweiz und Österreich ein allseits vertrauter und beliebter Anblick ist.

Diese zarte und zugleich so robuste Blume ist eine wahre Überlebenskünstlerin und gilt als Magerkeitszeiger, was bedeutet, dass sie sich besonders auf nährstoffarmen Böden wohlfühlt. Am liebsten besiedelt sie trockene bis frische, meist bodensaure Magerwiesen, Weiderasen und lichte Waldsäume. Aber auch an felsigen Standorten – selbst auf Kalk – findet man sie von der kollinen bis zur montanen Höhenstufe. Kurz: Eine anspruchslose Schönheit, die viele Gärten bereichern kann.

Zu meinem Kummer will sie jedoch ausgerechnet bei uns nicht so recht gedeihen. Einzig im unteren Gartenumschwung, wo der Boden genug Raum für ihre tiefreichenden Pfahlwurzeln bietet, wächst eine kleine Gruppe der hübschen Pflanzen. Aber da kann man nichts machen! Boden und Standort müssen halt passen.

Zum Glück gibt es noch viele andere wunderbare Wildpflanzen, die gut zu uns und unserem Garten passen. So wie das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris), das nach meiner Reise nach Frankreich ein Zuhause bei uns finden wird, und seinen ganz eigenen Charme besitzt.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Markus Schmidt für die Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Artikelbild: Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), aufgenommen am Westensee, Schleswig-Holstein, Deutschland, kuratiert von Andreas Eichler, CC BY-SA 4.0.]