Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum)

Platterbsen-Mörtelbiene

Mit ihrem gedrungenen, leicht ovalen Körper und den dunklen Querstreifen auf dem hellbraunen Hinterleib wirkt die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) auf den ersten Blick eher unscheinbar. Doch wer sie genauer betrachtet, erkennt ihr pelziges Erscheinungsbild, das vor allem durch die helle Bauchbürste geprägt ist. Mit einer Größe von 13 bis 15 Millimetern gehört sie zu den mittelgroßen Wildbienenarten.

Dank ihrer Anpassungsfähigkeit ist die Platterbsen-Mörtelbiene in vielen Lebensräumen zu finden – von sonnigen Waldrändern und Lichtungen über Bachläufe bis hin zu Gärten und Parks. Besonders wohl fühlt sie sich in wärmebegünstigten Gebieten, wo sie passende Nistplätze und ein reiches Blütenangebot findet.

Nestbau

Ihre Nester legt die Platterbsen-Mörtelbiene an ganz unterschiedlichen Orten an. Sie baut ihre Brutzellen in Hohlräumen wie Steilwänden, altem Schilfrohr oder Mörtelfugen. Sogar Fugen von Fachwerkhäusern oder künstliche Nisthilfen nutzt sie regelmäßig. Sie ist auch »Nachmieterin« verlassener Nester von Pelzbienen.

Für den Nestbau verwendet sie Mörtel aus Lehm und Sand. Die Außenwände der Zellen sind aus Lehmkügelchen gefertigt, während die Innenseiten mit einem glasigen Harz unbekannter Herkunft glatt ausgekleidet werden. Das verleiht den Zellen eine besondere Stabilität.

Die Zellen sind zylindrisch, dickwandig und oft linear angeordnet. Ein fertiges Nest lässt von außen keine Trennung einzelner Brutzellen erkennen. Im Inneren befinden sich dennoch mehrere abgetrennte Kammern. Für ihren Nachwuchs sammelt sie Pollen hauptsächlich von Schmetterlingsblütlern wie dem Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus), von verschiedenen Platterbsen (Lathyrus spp.) sowie von Hauhecheln (Ononis spinosa und Ononis repens).

Gegenspieler

Die Goldsaum-Kegelbiene (Coelioxys aurolimbatus) ist unmittelbar auf unsere Wildbiene des Monats angewiesen. Kegelbienen (Coelioxys) gehören zur Gruppe der Kuckucksbienen und bauen keine eigenen Nester. Stattdessen legen die Weibchen ihre Eier in die Brutzellen anderer Wildbienen, meist Blattschneiderbienen oder eben Mörtelbienen.

Mit ihrem spitz zulaufenden Hinterleib durchbohren sie Nestverschlüsse, um ihre Eier im fremden Nest abzulegen. Die Larve der Kegelbiene schlüpft vor der Wirtslarve, tötet diese, und ernährt sich von deren Pollenvorrat. Da Kegelbienen selbst keinen Pollen sammeln, sind sie auf das Vorkommen ihrer Wirtsarten angewiesen.

Verbreitungskarte der Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum)

So kannst du helfen

Um die Platterbsen-Mörtelbiene zu unterstützen, helfen Nisthilfen aus markhaltigen Stängeln oder Holz mit Bohrungen sowie offene Bodenstellen und Lehmflächen als Baumaterial. Ein vielfältiges Blütenangebot sichert Nahrung. Wichtig ist zudem, auf Pestizide zu verzichten. Schon kleine naturnahe Flächen in Gärten oder auf Balkonen leisten einen wertvollen Beitrag für Wildbienen.

Welche Pflanzen wertvoll für die heimische Insektenwelt sind, welche nützlichen Gartenstrukturen wir selbst anlegen können und wie wir diese pflegen, erfährst du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern »Mein Insektenparadies«, »Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen füttern«, »Biene sucht Balkon«, »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, »Wildnis im Garten« und »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder auch online unter Deutschland summt und Wir tun was für Bienen. Schau einfach mal rein!

Steckbrief

  • Lateinischer Name: Megachile ericetorum LEPELETIER, 1841
  • Flugzeiten: Juni bis Juli
  • Lebensraum: Magerrasen, Sand- und Lehmgruben, Flugsandfelder, Großböschungen, alte Weinbergbrachen, trockenwarme Ruderalstellen sowie naturnahe Gärten und Parks
  • Nahrung: spezialisiert (oligolektisch) auf Schmetterlingsblütler
  • Nistweise: nistet in vorhandenen Hohlräumen
  • Kuckucksbiene: Goldsaum-Kegelbiene (Coelioxys aurolimbatus FÖRSTER, 1853)
  • Gefährdung: gilt in Deutschland als ungefährdet; steht in Thüringen und Hessen auf der Vorwarnliste und gilt in Schleswig-Holstein und Niedersachsen als gefährdet
  • Besonderheiten: Nachnutzerin verlassener Pelzbienennester

Bienenliteratur

  • Amiet, Felix & Krebs, Albert: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.
  • Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
  • Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
  • Løken, Astrid: Studies on Scandinavian Bumble Bees (Hymenoptera, Apidae). Norsk ent. Tidsskr. 20: 1–218 1973.
  • Michener, Charles Duncan: The Bees of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007.
  • Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang: Wildbienen ganz nah – Die 100 häufigsten Arten schnell und sicher unterschieden. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2024.
  • Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.
  • Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2. Auflage, 1.700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.
  • Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017. 

Sissis Resümee

Da kann ich nur sagen: Her mit dem Mörtel! Nur zu gern biete ich der Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) ein Zuhause in unserem Garten. Gesichtet habe ich sie bewusst zwar noch nicht, aber ich finde es für interessierte Laien auch ungeheuer schwierig, die einzelnen Wildbienenarten voneinander zu unterscheiden. Und so begnüge ich mich damit, Garten und Balkon insektenfreundlich herzurichten und mich am emsigen Summen und Brummen der kleinen Tiere zu erfreuen.

Unsere Wildbiene des Monats zu unterstützen ist sogar besonders einfach: Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) wächst ohnehin bei uns im Garten – und ist auch bei vielen anderen Wildbienen sowie dem Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) ausgesprochen beliebt.

Hast du gewusst, dass über 60 der in Deutschland rund 600 nachgewiesenen Wildbienenarten Hornklee-Pollen sammeln? Das verrät uns eine Infotafel am Hornklee-Beet im Alten Botanischen Garten Göttingen. Ein Grund mehr also, dem hübschen Hornklee ein Plätzchen auch in deinem Garten einzuräumen, oder?

Und die Kreuzblütler! In der faszinierenden Welt der Pflanzen tummeln sich in dieser Familie etwa 3.600 Arten. Ein wahrer Schatz, denn unter ihnen finden sich nicht nur wertvolle Kulturpflanzen wie der nahrhafte Kohl und der vielseitige Raps, sondern auch wildromantische Schönheiten wie das zarte Hellerkraut und einige elegante Zierden für den Garten, beispielsweise das farbenfrohe Silberblatt.

Manche Kreuzblütler verwöhnen uns mit wertvollen Ölen aus den Samen des Senfs, andere verfeinern unsere Speisen als aromatische Gewürze wie die scharfe Wasabi-Wurzel und wieder andere landen als knackiges Gemüse wie der vitaminreiche Brokkoli oder frischer Salat wie die würzige Echte Salatrauke direkt auf unserem Tisch. Du siehst, dass du auf deinen Nutzgarten nicht verzichten musst und dennoch etwas für Wildbienen tun kannst. Mein Tipp: Einfach ein paar Pflanzen mehr aussäen oder setzen und dann blühen lassen!

Im letzten Jahr hat sich zum Beispiel bei uns die Rauke (Eruca sativa) selbst ausgesät und ist zu stattlichen Exemplaren herangewachsen – der Hit bei unseren Wildbienen. Da Markus Rauke nicht gern isst und sich somit der Anbau für mich allein nicht lohnt, werde ich jetzt einfach ein kleines Raukenbeet für die Wildbienen anlegen.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Artikelbild: Weibchen der Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) mit Pollen auf der Breitblättrigen Platterbse (Lathyrus latifolius), fotografiert von Roland Günter.]