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Die Große Salbei-Schmalbiene

Wildbiene des Monats März 2023

Sissi St. Croix
Die Große Salbei-Schmalbiene – Wildbiene des Monats März 2023

Sie ist kaum mehr als einen Zentimeter groß. Doch sie fällt auf: Durch ihre rotgelben Hinterbeine und die rotbraun behaarte Brust setzt die Große Salbei-Schmalbiene (Lasioglossum xanthopus) mehr Farbakzente als die meisten anderen Schmalbienen. Und das toppt sie noch – mit ihren drei weißen Basalbinden auf dem Hinterleib.

Die Große Salbei-Schmalbiene ist weitverbreitet. Wir finden sie sogar im nördlichen Iran und in China. Auch in Deutschland kommt sie in allen Bundesländern vor, allerdings nur mäßig häufig. Sie meidet vor allem viel befahrene und intensiv bewirtschaftete Flächen. Auf Weiden mit Schafhaltung, Magerrasen oder an Waldrändern finden wir sie jedoch häufiger. Zudem besiedelt sie auch alte Weinberge, Streuobstwiesen und naturnahe Gärten.

 

Die Große Salbei-Schmalbiene ist Single bis zum Herbst

In der Welt der Wildbienen ist es gewöhnlich so, dass Weibchen und Männchen zeitlich nacheinander schlüpfen, um sich daraufhin zu paaren. Bei unserer Wildbiene des Monats ist das anders: Die Weibchen der Großen Salbei-Schmalbiene geben sich dem Liebesakt erst im Herbst hin und überwintern daraufhin. Die befruchteten Weibchen bauen dann ab April des Folgejahres Nester, um ihre Eier abzulegen. Die Nester graben sie eigenständig in den Boden, zum Beispiel in Böschungen.

Die Männchen und Weibchen der nächsten Generation erscheinen daher wesentlich später im Jahr. Meist sind sie erst ab September oder Oktober unterwegs. Da die Große Salbei-Schmalbiene nur im Frühjahr ihrem Brutgeschäft nachgeht, braucht sie im Herbst keinen Pollen mehr, um ihre Nachkommen zu versorgen.

 

Futterpflanzen der Großen Salbei-Schmalbiene

Die kleine Biene sammelt Pollen an fünf Pflanzenfamilien: Sie fliegt auf Korb-, Kreuz- und Lippenblütler sowie auf Glockenblumen- und Raublattgewächse. Wie ihr Name bereits vermuten lässt, hat sie zudem eine Vorliebe für den Wiesen-Salbei. Diese Leidenschaft teilt sie mit 20 anderen heimischen Bienenarten, darunter auch die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) Es kann daher nicht schaden, ausreichend dieser Pflanzen im eigenen Garten zu berücksichtigen.

 

Parasiten im Popo

Gelegentlich macht der Fächerflügler Halictoxenos arnoldi der Großen Salbei-Schmalbiene das Leben schwer: Die Erstlarven dieses Parasiten warten auf den Blüten, um sich bei passender Gelegenheit im Hinterleib ihrer Wirtsbienen einzunisten. Die Biene selbst dient den Fächerflüglern als »Liebesnest«. Denn die Paarung mit den nur für wenige Stunden lebensfähigen männlichen Fächerflüglern erfolgt an Ort und Stelle.

 

Gefährdung der Großen Salbei-Schmalbiene

Wie viele ihrer Verwandten, zählt auch unsere Wildbiene des Monats zu den gefährdeten Arten. Sie braucht unter anderem extensiv bewirtschaftete Landschaften, die zunehmend schwinden. Du kannst der Großen Salbei-Schmalbiene aber helfen! Pflanze heimische Pflanzen, die auf dem Speisezettel dieser Bienenart stehen. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Wiesen-Salbei oder der Wiesen-Glockenblume? Beide Pflanzenarten erstrahlen zudem in einem wunderschönen Violett.

Weitere Tipps, wie du bienenfreundliche Strukturen gestalten kannst, findest du unter anderem in den von mir vorgestellten Büchern → »Gartenmomente: Bienen- und insektenfreundlich gärtnern«, → »Wildnis im Garten« und → »Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter« oder online unter → Deutschland summt und → Wir tun was für Bienen. Ich freue mich schon auf die nächsten Pflanzaktionen! Bist du dabei?

 

Nachweiskarte und Gefährdung der Großen Salbei-Schmalbiene

Nachweiskarte und Gefährdung der Großen Salbei-Schmalbiene

 

Steckbrief der Großen Salbei-Schmalbiene

Lateinischer Name: Lasioglossum xanthopus (KIRBY 1802)
Flugzeiten: April bis Anfang November
Lebensraum: kommt in allen deutschen Bundesländern vor; besiedelt Weiden, Waldränder, alte Weinberge, Streuobstwiesen und naturnahe Gärten
Nahrung: unspezialisiert, Korb-, Kreuz- und Lippenblütler sowie Glockenblumen- und Raublattgewächse
Nistweise: nistet im Boden, zum Beispiel in Böschungen
Parasiten: Fächerflügler Halictoxenos arnoldi
Gefährdung: in vielen deutschen Bundesländern bereits auf der Vorwarnstufe oder gefährdet, in Berlin und Sachsen stark gefährdet und in Niedersachsen vom Aussterben bedroht
Besonderheiten: Paarung im Herbst, Weibchen überwintern daraufhin; Folgegeneration erscheint erst spät im nächsten Jahr

 

Weiterführende Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haupt Verlag, Bern 2012.

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias: Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.

Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna: Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2016.

Westrich, Paul: Die Wildbienen Deutschlands, 2.Auflage, 1 700 Farbfotos. Ulmer-Verlag, Stuttgart 2019.

Wiesbauer, H.: Wilde Bienen – Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2017.

 

Sissis Resümee

In München konnte ich die Große Salbei-Schmalbiene regelmäßig in meinem Miniaturgarten beobachten. Hier in der Schweiz, wo es immerhin rund 620 verschiedene Wildbienenarten gibt, taucht sie seltener auf. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Zum einen vermute ich, dass ich sie schlicht »übersehen« habe, da ich den Gartenbereich, in dem die Futterpflanzen dieser Wildbienen wachsen, eher selten besuche. Zum anderen kann es natürlich auch sein, dass die Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen zu groß ist. Diese Vermutung kommt nicht von ungefähr.

Hier im Thurgau leben im Schnitt acht Bienenvölker auf einem Quadratkilometer. Das ist ganz schön viel. Denn sowohl die Honigbienen als auch die Wildbienen benötigen für die Ernährung ihrer Nachkommenschaft enorme Mengen an Blütenpollen. Da das Blütenangebot in der Landschaft stark zurückgegangen ist, können naturliebende Menschen dem daraus resultierenden Nahrungsmangel nur bedingt etwas entgegensetzen. Unser Umschwung zum Beispiel ist viel zu klein, um allen in der Schweiz lebenden Wildbienenarten ein passendes Nahrungs- und Nistplatzangebot zu bieten. Und so kann es bei hohen Honigbienendichten bei gleichzeitig für die jeweilige Wildbienenart geringem Blütenangebot zu einer Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbestäubern kommen.

Wie gesagt: kann. Ich bin weder Imkerin noch Bienenforscherin. Daher kann ich nur beobachten, was um mich herum summt und brummt und mir überlegen, wie Wildbienen in unserem Garten bessere Bedingungen finden und diese Ideen in die Tat umsetzen. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht. Neben den Stauden, die ich im Spätsommer und Herbst 2021 gepflanzt habe, hoffe ich sehr auf die im letzten Jahr ausgesäten Wildkräuter. Für noch mehr geeignete Nistplätze ist in diesem Jahr auch gesorgt. Jetzt heißt es abwarten, Tee trinken und auf den Frühling – und die Wildbienen – warten.

XOXO

Sissi

[Quelle: → Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Grafik: Dominik Jentzsch via Stiftung für Mensch und Umwelt. Artikelbild: Albert Krebs, CC BY-SA 4.0.]

 

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