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Silvester for Future

Für ein feinstaub- und verletzungsfreies Silvester

Sissi St. Croix
Silvester for Future - Deutsche Umwelthilfe wirbt für saubere Luft und empfiehlt Kaufverzicht von Böllern und Feuerwerksraketen

Einen Tag vor dem Verkaufsstart von archaischer Schwarzpulvermunition für den Jahreswechsel wirbt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) seit heute unter dem Motto »Silvester for Future« für ein feinstaub- und verletzungsfreies Silvester. Nachdem bis Mitte Dezember 39 Prozent der besonders unter schlechter Luftqualität leidenden Städte gegenüber der DUH erklärten, die umwelt- und gesundheitsbelastende Böllerei in ihrer Stadt einzuschränken bzw. zu verbieten, setzt der Umwelt- und Verbraucherschutzverband nun auf das aktive Mitwirken der Konsumenten und fordert sie zu einem Kaufverzicht von Feuerwerksraketen und Böllern auf.

»Feiern Sie rauschende Silvesterfeste – aber ohne dabei die Luft zu verpesten, ihre Mitmenschen zu gefährden, Tiere in Panik zu versetzen und die Landschaft zu verdrecken«, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. »›Silvester for Future‹ steht für Respekt vor den Mitmenschen, den Tieren und der Umwelt. Ich wünsche mir, dass endlich auch Notärzte, Rettungssanitäter, Polizisten und Feuerwehrleute den Jahreswechsel nicht im Ausnahmezustand erleben, sondern im Kreise ihrer Liebsten feiern können.«

Die DUH weist bereits seit vielen Jahren auf die hohe Umweltbelastung und die gesundheitlichen Risiken der Silvesterböllerei hin. Im Frühjahr dieses Jahres stellte der Umwelt- und Verbraucherschutzverband den Städten und Gemeinden in einem Rechtsgutachten vor, wie sie die Schwarzpulverknallerei per Rechtsverordnungen beenden können und warb für moderne, umweltfreundliche und verletzungsfreie Alternativen wie Licht- und Lasershows. Durch die anhaltende Thematisierung ist eine öffentliche Debatte mit deutlich positiver Tendenz entstanden. Mittlerweile fordern mehr als 180 000 Menschen per Petition eine Änderung der Bundesgesetzgebung, um Verbote in den Kommunen zu vereinfachen bzw. sie setzen sich in 25 lokalen Petitionen für ein Feuerwerksverbot in ihrer Stadt ein.

 

Reaktionen im Einzelhandel

Erste Einzelhändler – so zum Beispiel mehrere Edeka- und REWE-Filialen sowie auch unser örtliches Gartencenter Pflanzen Kölle – haben einen Verkaufsstopp für Feuerwerkskörper als ihren Beitrag für mehr Umwelt- und Tierschutz verkündet. Die Baumarktkette Hornbach hat einen Verkaufsstopp für alle Filialen ab 2020 angekündigt. Ganz schön spät dran, meine Lieben … Warum nicht schon in diesem Jahr? Die DUH fordert alle Einzelhandelsunternehmen in Deutschland dazu auf, ebenfalls ein klares Zeichen zu setzen und sich zu verpflichten, spätestens zum Jahreswechsel 2020/2021 keine Feuerwerksartikel auf Schwarzpulverbasis mehr zu verkaufen.

Wer sich ebenfalls gegen die unsinnige Böllerei engagieren möchte, kann das Anliegen der DUH → unterstützen – entweder mittels einer an Bundesinnenminister Horst Seehofer gerichteten Petition für ein bundesweit erleichtertes Feuerwerksverbot oder lokal in der eigenen Stadt bzw. Gemeinde.

 

Schwarzpulver belastet die Umwelt

Über den Jahreswechsel hinweg werden Feuerwerkskörper im Wert eines dreistelligen Millionenbetrages abgebrannt. Dabei werden etwa 5 000 Tonnen Feinstaub freigesetzt – das ist so viel, wie der gesamte Straßenverkehr in Deutschland in zwei Monaten erzeugt. Feuerwerke treiben die Feinstaubbelastung der Atemluft zwischenzeitlich auf bis zu 1000 µg PM10/m3 im Stundenmittel in die Höhe.

Als Grundbaustein von Silvesterfeuerwerken dient hochexplosives Schwarzpulver, dass aus Kaliumnitrat, Kohle und Schwefel besteht. Für den bunten Farbeffekt der Raketenblitze ist eine komplizierte Redoxreaktion notwendig. Strontiumnitrat leuchtet rot, Bariumnitrat leuchtet grün, Kupferkarbonat leuchtet blau oder violett. Verbreitet ist die Verwendung von gesundheitsschädlichen Stoffe wie Strontium und Barium für die Lichteffekte, daneben auch Bleioxide oder Braunstein. Feinstaub und Nanopartikel sind die sogenannten Reaktionsstoffe und belasten nach dem Effektspektakel Umwelt und Gesundheit. Aufgrund der genannten Ausgangsstoffe und der daraus resultierenden Verbrennungsprodukte bewertet das Umweltbundesamt den durch Feuerwerkskörper verursachten Feinstaub als noch giftiger als den üblichen über das Jahr emittierten Feinstaub aus Hausbrand oder Autoabgasen.

 

Gefahr für Leib und Leben

Neben der Luftbelastung und den vielen tausend Feuerwehreinsätzen aufgrund von Haus- und Wohnungsbränden werden jedes Jahr mehrere zehntausend Menschen zum Teil schwer durch Feuerwerkskörper verletzt. In einer aktuellen Studie der Augenfachzeitschrift »Der Ophthalmologe« werden alarmierende Zahlen einer Umfrage unter Augenfachkliniken bekannt. Danach betreffen 25 Prozent der gemeldeten Fälle Schwerverletzte, davon ist bei 40 Prozent mit dauerhaften Beeinträchtigungen des Sehvermögens zu rechnen. 38 Prozent der Verletzten sind unter 18 Jahre alt. Etwa die Hälfte der Verletzten sind Zuschauer und Passanten. 60 Prozent der verletzten Kinder sind Unbeteiligte. Über die Gesamtzahl der jährlichen Augen- und Handverletzungen ist in Deutschland auch deswegen kaum etwas bekannt, weil – im Gegensatz zu Holland oder Finnland – in Deutschland kein Melderegister für Augenverletzungen existiert. Alarmierend hoch ist auch die Zahl von jährlich 8 000 Menschen mit Verletzungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper, die häufig bleibende Schäden hinterlassen – nicht zuletzt, weil lärmverursachte Innenohrschwerhörigkeit bisher nicht geheilt werden kann.

 

Hintergrund

Im Juli und Oktober 2019 hatte die DUH insgesamt 98 Städte mit einer innerstädtischen Feinstaubbelastung oberhalb der Empfehlung der WHO von 20 µg/m³ Feinstaub (PM10) im Jahresmittel mit formalen Anträgen kontaktiert. Mittlerweile hat die DUH Rückmeldung zu 92 dieser Städte. 36 von den 92 der sich rückgemeldeten Städten haben Verbotszonen ausgewiesen, einen entsprechenden Beschluss gefasst, sind in der Umsetzung oder begrüßen entsprechende Verbote bzw. fordern von der Bundesregierung entsprechende rechtliche Vereinfachungen für kommunale Regelungen. Davon sind in 23 Kommunen Verbote bereits umgesetzt, in fünf Kommunen wird derzeit ein Verbot geprüft und acht weitere Städte begrüßen ein Verbot, wenn die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene geschaffen werden. Folgende Städte haben bis zum 18. Dezember 2019 nicht geantwortet: Brandenburg, Bremen, Dresden, Elsterwerda, Erfurt und Göhlen. Eha! Ist den Politikern dieser Städte das Gemeinwohl egal?

 

98 Städte »im Beschuss«

Gegenüber folgenden 98 Städten stellte die DUH im Juli bzw. im Oktober 2019 einen formalen Antrag auf Erlass eines kommunalen Böllerei-Verbots – in Klammern findest du den Jahresmittelwert für Feinstaub (PM10) in Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³):

Aachen (20), Aschersleben (23), Augsburg (24), Bayreuth (20), Berlin (29), Bernau (22), Bielefeld (24), Blankenfelde (20), Bottrop (21), Brandenburg (24), Braunschweig (20), Bremen (25), Bremerhaven (22), Brunsbüttel (20), Chemnitz (21), Cottbus (21), Darmstadt (20), Datteln (21), Dortmund (25), Dresden (23), Duisburg (25), Düsseldorf (25), Eberswalde (21), Elsdorf (21), Elsterwerda (20), Erfurt (21), Essen (26), Esslingen (25), Flensburg (20), Frankfurt (Main) (25), Frankfurt (Oder) (26), Fulda (21), Fürth (22), Gelsenkirchen (29), Gera (20), Gießen (22), Gladbeck (23), Göhlen (21), Görlitz (22), Göttingen (23), Grevenbroich (24), Hagen (28), Halberstadt (24), Halle (27), Hamburg (24), Hannover (22), Heilbronn (25) Jackerath (OT der Gemeinde Titz) (22), Jüchen (21), Kassel (23), Kiel (22), Köln (27), Krefeld (24), Leipzig (28), Limburg (24), Ludwigsburg (25), Ludwigshafen (23), Lünen (30), Magdeburg (24), Mainz (24), Mannheim (22), Marburg (20), Markgröningen (25), Mönchengladbach (24), Mühlhausen (24), München (25), Münster (24), Nauen (21), Neuwied (22), Niederzier (25), Nürnberg (26), Oberhausen (25), Offenbach (23), Oldenburg (22), Osnabrück (23), Passau (20), Potsdam (21), Regensburg (20), Reutlingen (23), Rostock (24), Saarbrücken (20), Schwerin (20), Solingen (21), Spremberg (20), Stuttgart (29) Tübingen (23), Warstein (21), Weimar (20), Wesel (20), Wetzlar (20), Witten (20), Wittenberg (22), Wolfsburg (20), Worms (22), Wuppertal (21), Würzburg (22), Zittau (22), Zwickau (20).

 

Sissis Resümee

Wie du siehst, sind sowohl meine Geburtsstadt Dortmund als auch meine Wahlheimat München massiv von Feinstaub betroffen. Mein geliebtes Hamburg kommt auch nicht viel besser weg. Insgesamt finde ich die Zahlen erschreckend. Wir sollten uns alle gemeinsam bewusst gegen Feuerwerk aus Schwarzpulver entscheiden und uns auch politisch für einen schnellstmöglichen → Stopp der Feuerwerkböllerei einsetzen. Wobei ich der Meinung bin, dass es nicht genügt, Feuerwerk nur aus den deutschen Innenstädten zu verbannen. Lasst uns ganz darauf verzichten! Unser Geld können wir alle viel sinnvoller ausgeben: für die Verschönerung unseres Heims, für faire Mode, gesundes Essen aus ökologischer Landwirtschaft und nicht zuletzt für Tier-, Natur- und Umweltschutz. Denkst du nicht auch?

Ich bitte dich daher von ganzem Herzen, die → Petitionen gegen Silvesterböllerei auf Change.org zu unterschreiben und fleißig in deinen sozialen Netzwerken zu teilen. Bist du dabei?

XOXO

Sissi

[Quelle: → Deutsche Umwelthilfe und eigene Recherche. Artikelbild: Alexander Kagan.]

 

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