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Gartengestaltung im Klimawandel

Sissi St. Croix
Gartengestaltung im Klimawandel – Unerschütterlich: Duftnesseln (Agastache), Bärenklau (Acanthus) und Strauchiges Hasenohr (Bupleurum fruticosum) halten Hitze und Trockenheit gut aus. Das freut Insekten und Menschen gleichermaßen!

Über zu kühle oder verregnete Sommer müssen wir uns künftig bei der Gartengestaltung wohl weniger Gedanken machen. Eher darüber, welche Pflanzen Hitze und Trockenheit gut überstehen. Im Staudensortiment gibt es viele Arten und Sorten, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen gut zurechtkommen.

Rekordtemperaturen und Risse im Gartenboden. Braune Rasenflächen. Blattfall im August und zu Trockengestecken verkommene Balkonblumen: Die vergangenen beiden Sommer führten eindrucksvoll vor Augen, wohin die Reise in Zeiten des Klimawandels ganz konkret auch hier in Deutschland geht. Denn auch wenn derzeit noch nicht jedes Jahr mit extremer Hitze und Trockenheit gerechnet werden muss, häufiger werden sie wissenschaftlichen Einschätzungen zufolge definitiv.

Erste Auswirkungen spürt auch Angela Wauschkuhn in ihrer Gärtnerei → Staudenkulturen Wauschkuhn im schönen Wesergergland. »Zum einen erhöht sich natürlich der Gießaufwand, aber auch der Verkauf verschiebt sich – die Saison beginnt immer früher, dafür lässt der Verkauf bei großer Hitze verständlicherweise nach.« Dann nämlich möchte man im Idealfall zuhause an einem schattigen Plätzchen sitzen und den Ausblick auf den Garten oder eine attraktive Balkonbepflanzung genießen. Aber was bleibt in solchen Sommern überhaupt noch attraktiv?

 

Weg von Rasen und Kies

»Bei Stauden haben wir ja zum Glück die Auswahl aus einem riesigen Sortiment, deshalb finden sich für die unterschiedlichsten Bedingungen passende Pflanzen. Darunter sind natürlich auch viele Spezialisten für Hitze und Trockenheit«, sagt Angela Wauschkuhn. Einen echten Run auf »Klimastauden« macht sie bislang noch nicht aus, aber die Anfrage nach einzelnen Arten wie etwa den ebenso robusten wie attraktiven Wolfsmilch-Arten (Euphorbia) habe sich durchaus erhöht.

»Außerdem hat die Zahl derer zugenommen, die ihre Rasenflächen verkleinern und stattdessen robuste, insektenfreundliche Stauden pflanzen möchten«, erzählt die Gärtnermeisterin. Besonders froh ist sie über Kunden, die Kiesflächen vor dem Haus wieder zurückbauen wollen. »Manche Kommunen haben die Neuanlage solcher ›Kiesgärten‹ ja sogar schon offiziell verboten, weil die Steinwüsten das Aufheizen der Städte noch verstärken. Aber bei unseren Kunden kam der Wunsch meist von ganz allein – auch, weil die Kiesflächen nach einiger Zeit stark verunkrautet und unansehnlich geworden sind.«

 

Attraktive Sonnenanbeter

Gefragt nach besonders hitze-und trockenheitsverträglichen Stauden muss Angela Wauschkuhn nicht lange überlegen. Beziehungsweise doch, »aber nur, weil es so viele Möglichkeiten gibt.« Zu den bekannten Vertretern gehören beispielsweise viele aromatische Kräuter: »Thymian, Rosmarin, Salbei, Currykraut und Lavendel stammen alle aus dem mediterranen Raum und sind Hitze und Trockenheit gewöhnt.«

Vielen Pflanzen kann man die Sonnenverträglichkeit sogar ansehen. »Manche Pflanzen schützen sich mit einer feinen silbrigen Behaarung oder mit silbergrau bereiften Blättern und Trieben vor der Sonneneinstrahlung – Woll-Ziest zum Beispiel oder die Blauraute. Andere wie die Edeldistel bilden papierartige, harte Blätter aus, die nur wenig Wasser verdunsten. Und Pflanzen wie Fetthenne- und Hauswurz-Arten nutzen ihre dickfleischigen Blätter als Wasserspeicher.«

 

Insektenmagneten und Allrounder

Zu ihren persönlichen Favoriten zählt Angela Wauschkuhn Duftnesseln (Agastache) und Prachtscharten (Liatris). »Auch die Astern waren in den vergangenen trockenen Sommern wunderschön und wurden unglaublich viel von Bienen und anderen Insekten beflogen«, schwärmt Angela Wauschkuhn. Für Gärten mit schweren Böden empfiehlt die Staudenexpertin, reichlich groben Sand als Drainageschicht in das Pflanzloch zu geben – denn während die Sommer heißer und trockener werden, könnten die Winter mittelfristig nasser werden, und das behagt nicht jeder Art. »Viele Pflanzen kommen allerdings auch damit bestens zurecht – die wunderschönen Taglilien beispielsweise oder Acanthus, der Bärenklau. Auch das Lampenputzergras oder der attraktive Wiesenknöterich, botanisch Bistorta, sind bezüglich der Bodenfeuchte recht flexibel.«

 

Impressionen aus dem Staudengarten

Silbriger Glanz: Der feine Flaum des Woll-Ziests (Stachys byzantina) und die silbrige Bereifung des Currykrauts (Helichrysum italicum) reflektieren einen Teil der Strahlung.

Silbriger Glanz: Der feine Flaum des Woll-Ziests (Stachys byzantina) und die silbrige Bereifung des Currykrauts (Helichrysum italicum) reflektieren einen Teil der Strahlung.

 

Gegen Fernweh: Mit Blauraute (Perovskia atriplicifolia), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana), Kleinem Mannstreu (Eryngium planum) und Ziergräsern kommt Urlaubsstimmung auf.

Gegen Fernweh: Mit Blauraute (Perovskia atriplicifolia), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana), Kleinem Mannstreu (Eryngium planum) und Ziergräsern kommt Urlaubsstimmung auf.

 

Heißblütig: Hohe Fetthennen-Arten zeigen sich von anhaltender Trockenheit gänzlich unbeeindruckt. Ziergräser wie das Japanische Blutgras (Imperata cylindrica) färben in heißen Sommern sogar besonders intensiv aus.

Heißblütig: Hohe Fetthennen-Arten zeigen sich von anhaltender Trockenheit gänzlich unbeeindruckt. Ziergräser wie das Japanische Blutgras (Imperata cylindrica) färben in heißen Sommern sogar besonders intensiv aus.

 

Laissez-faire: Sanft umschmeichelt das Zarte Federgras (Stipa tenuissima) die Blätter und Blütenstände des Woll-Ziests (Stachys byzantina). Beide bleiben auch bei Hitze ganz entspannt.

Laissez-faire: Sanft umschmeichelt das Zarte Federgras (Stipa tenuissima) die Blätter und Blütenstände des Woll-Ziests (Stachys byzantina). Beide bleiben auch bei Hitze ganz entspannt.

 

Die Côte d’Azur lässt grüßen: Lavendel sorgt für blaue Stunden ohne Gießstress.

Die Côte d’Azur lässt grüßen: Lavendel sorgt für blaue Stunden ohne Gießstress.

 

Staudenpuzzle: Kompakte Blatthorste, aber jeweils unterschiedliche Blattstrukturen lassen den Mix aus Fetthenne (Sedum), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana) und Chinaschilf (Miscanthus) gleichermaßen aufgeräumt und spannend wirken.

Staudenpuzzle: Kompakte Blatthorste, aber jeweils unterschiedliche Blattstrukturen lassen den Mix aus Fetthenne (Sedum), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana) und Chinaschilf (Miscanthus) gleichermaßen aufgeräumt und spannend wirken.

 

Kraftvoll auch bei Hitze: Lange wurden Bergenien vor allem an schattigeren Stellen gepflanzt. Doch auf nicht zu leichten Böden halten sie auch Sonne und zeitweilige Trockenheit gut aus.

Kraftvoll auch bei Hitze: Lange wurden Bergenien vor allem an schattigeren Stellen gepflanzt. Doch auf nicht zu leichten Böden halten sie auch Sonne und zeitweilige Trockenheit gut aus.

 

Ein Hauch von Wildnis: Mit einer Natursteinmauer im Rücken, Kies statt Pflaster und sonnenliebenden Stauden stellt sich rasch ein mediterranes Lebensgefühl ein.

Ein Hauch von Wildnis: Mit einer Natursteinmauer im Rücken, Kies statt Pflaster und sonnenliebenden Stauden stellt sich rasch ein mediterranes Lebensgefühl ein.

 

Den Sommer im Herzen: Viele hitze- und trockenheitsverträgliche Arten wie Königskerzen (Verbascum) und das Östliche Wimper-Perlgras (Melica ciliata) blühen spät, bieten dafür aber auch im Herbst und Winter attraktive Silhouetten.

Den Sommer im Herzen: Viele hitze- und trockenheitsverträgliche Arten wie Königskerzen (Verbascum) und das Östliche Wimper-Perlgras (Melica ciliata) blühen spät, bieten dafür aber auch im Herbst und Winter attraktive Silhouetten.

 

Auf Zack: Die scharf umrissenen Konturen des Kleinen Mannstreus (Eryngium planum) passen hervorragend zu den zarten Blütenrispen des Östlichen Wimper-Perlgrases (Melica ciliata)

Auf Zack: Die scharf umrissenen Konturen des Kleinen Mannstreus (Eryngium planum) passen hervorragend zu den zarten Blütenrispen des Östlichen Wimper-Perlgrases (Melica ciliata).

 

Angepasst: Mit ihrem filigranen, durchscheinenden Aufbau scheinen Blauraute (Perovskia), Lampenputzergras (Pennisetum) und Virginisches Eisenkraut (Verbena bonariensis) das Hitzeflimmern nachzuahmen.

Angepasst: Mit ihrem filigranen, durchscheinenden Aufbau scheinen Blauraute (Perovskia), Lampenputzergras (Pennisetum) und Virginisches Eisenkraut (Verbena bonariensis) das Hitzeflimmern nachzuahmen.

 

Praxistipp: Staudenbeete mulchen

Eine Mulchschicht verringert den Unkrautaufwuchs und reduziert die Verdunstung – der Boden trocknet nicht so schnell aus. Angela Wauschkuhn empfiehlt daher, die Zwischenräume neu bepflanzter Staudenbeete mit einer Mulchschicht aus Holzfasern oder Rindenprodukten abzudecken, bis sich nach etwa zwei Jahren eine geschlossene Pflanzendecke gebildet hat. Von kunststoffhaltigem Wasserspeichergranulat rät sie ab: »Das hat für mich nichts im Boden zu suchen. Stattdessen empfehle ich, Kokosfaser einzuarbeiten oder natürlichen Zeolith, ein sehr poröses Mineral, das viel Wasser speichern kann. Das Vulkangestein Perlit besitzt ebenfalls diese Eigenschaft. Auf sehr sandigen Böden ist auch Tonpulver eine Möglichkeit, um die Wasserhaltekraft des Bodens zu verbessern.«

Angela Wauschkuhn

 

Sissis Resümee

Stauden sind etwas Wunderbares. Bis zum letzten Jahr war unser kleiner Garten reich damit gesegnet: Lavendel, Thymian, Rosmarin, Salbei, Kamille … Aromatisch duftende Kräuter, wohin das Auge auch blickte. Der Teller für unsere Insektenfreunde war reich gedeckt. Doch der Münchner Hagelsturm vom Pfingstmontag 2019 hat eine breite Schneise in diese Pracht geschlagen. Nur wenige der Kräuter haben überlebt. Ebenso erging es einigen meiner liebevoll gehegten Beerensträucher in meinem Topfgarten. Noch hoffe ich, dass sich die Pflanzen erholen. Nicht ohne Grund habe ich nach dem Aufräumen die Natur Natur sein lassen und mich außer bei Trockenperioden bis weit in das neue Jahr hinein nicht mehr eingemischt. Doch wenn ich mich so umsehe, bietet sich mir noch immer ein Bild der Verwüstung. Im Moment überlege ich, ob ich neue Stauden anschaffen oder lieber einjährige Bienenpflanzen aussäen soll.

Beides hat Vor- und Nachteile. Mit → Stauden erzielst du bei der Gartengestaltung schnell Erfolge. Die Aussaat von Pflanzen hingegen erfordert mehr Geduld. Einerseits habe ich keine Lust, zig Euro in die Gartenrenovierung zu stecken und dann vom nächsten Hagelsturm »erwischt« zu werden. Andererseits möchte ich Insekten – und damit auch Vögeln – schnell wieder Nahrung bieten. Eine Entscheidung ist gar nicht so einfach. Fest steht, dass ich in diesem Jahr bevorzugt heimische, insektenfreundliche Wildstauden pflegen und die Gartenumgrenzung von Kletterpflanzen überwuchern lassen will. Um mich ins Thema einzulesen, habe ich mir das im KOSMOS Verlag erschienene Buch »Wilde Kübel« von Simone Kern besorgt. Eine Rezension folgt in Kürze. Denn auch, wenn das öffentliche Leben im Moment still steht, geht die Gartenarbeit weiter.

Überhaupt kann ich nur sagen: Glücklich, wer einen Garten oder Balkon sein eigen nennt! Die Ausgangssperre in Bayern ist vielleicht nur noch eine Frage von Tagen. Da wird die grüne Oase im Freien schnell zum persönlichen Refugium – ganz nach dem Motto: »My garden is my castle«. Und meine blühende Burg gestalte ich mir natürlich so gemütlich wie möglich.

XOXO

Sissi

[Quelle: → Das Grüne Medienhaus. Fotos: GMH/Bettina Banse.]

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