Echter Beinwell
Unsere Pflanze des Monats Mai wird schon lange von Menschen genutzt, daher rührt auch ihr Name: Das Wort »Bein« ist eine alte Bezeichnung für Knochen, während »well« so viel wie »verheilen« oder »zusammenwachsen« bedeutet. In früheren Zeiten wurden die Blätter zur Unterstützung der Heilung bei Knochenbrüchen verwendet. Doch nicht nur in der Heilkunde spielte Echter Beinwell (Symphytum officinale) eine Rolle: Aufgrund seines hohen Nährstoffgehaltes ist er auch heute noch ein wertvoller Dünger. Ob als Mulchschicht oder in Form von Jauche – Beinwellblätter leisten im Garten gute Dienste.
Der Echte Beinwell ist eine imposante Pflanze. Er entwickelt eine üppige Blattmasse, aus der ab Mai die glockenförmigen Blüten erscheinen. Diese sind meist violett bis rosa, seltener gelblich-weiß gefärbt. Mit ihrer langen Kronröhre und der nach unten geöffneten Blüte sorgt die Pflanze für eine clevere Bestäubung: Der Pollen rieselt, ausgelöst durch die Bewegung der besuchenden Insekten, auf diese herab.
Das sind vor allem Hummeln mit ihrem langen Rüssel, die an den Nektar gelangen. Ist der Rüssel zu kurz, greifen sie zu einem Trick: Sie beißen ein Loch in die Blütenwand, um direkt an den Nektar zu gelangen – eine Öffnung, die dann auch von späteren Blütenbesuchern genutzt wird. Die seltene Beinwell-Sandbiene oder die verbreiteten Rostroten Mauerbienen und Frühlings-Sandbienen verwenden den Pollen gezielt für ihre Brut. Doch auch andere Insekten wie verschiedene Käfer, Minierfliegen und Schmetterlingsraupen, darunter die des Distelfalters und des Schönbärs, profitieren vom Beinwell.
Verbreitung & Vermehrung
Der Echte Beinwell ist in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet. Er bevorzugt halbschattige bis sonnige Standorte mit nährstoffreichem, feuchtem Boden. Er wächst daher häufig in Auwäldern, an Waldrändern oder auf nahrhaften Feuchtwiesen.
Die Vermehrung des Beinwells ist denkbar einfach: Schon kleine Wurzelstücke genügen, um eine neue Pflanze entstehen zu lassen. Wer ihn gezielt vermehren möchte, kann so schnell Bestände aufbauen. Wer ihn jedoch wieder loswerden will, braucht Geduld. Da Beinwell aus tiefreichenden Wurzelstücken immer wieder austreibt, müssen die Blätter konsequent entfernt werden, bis der Pflanze die Kraft ausgeht.
Doch in den meisten Fällen ist der Echte Beinwell ein willkommener Gast – attraktiv für Mensch und Tier und eine Bereicherung für naturnahe Gärten.

Beinwelljauche
Verleihe deinen Pflanzen auf natürliche Weise neue Kraft mit selbst gemachter Beinwelljauche – einem wunderbaren und kostenlosen Bio-Dünger! Die Zubereitung ist denkbar einfach und die Zutaten finden sich direkt im Garten. Was Beinwell als natürlichen Dünger so wertvoll macht, ist sein bemerkenswert reiches Nährstoffprofil. Weit mehr als nur Kalium, Phosphat und Stickstoff stecken in seinen Blättern und Stängeln. Beinwelljauche ist auch ein wahrer Quell an wertvollen Spurenelementen, Kieselsäure und vielfältigen Gerbstoffen, die das Wachstum und die Gesundheit deiner Pflanzen auf ganzheitliche Weise unterstützen.
Beinwelljauche fördert besonders die Blüten- und Fruchtbildung deiner Pflanzen und macht sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge. Sie ist ideal für Starkzehrer wie Kohl, Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Erdbeeren, Rosen und viele andere blühende und fruchtende Pflanzen.
Gut zu wissen: Sämtliche Beinwell-Arten eignen sich hervorragend für diesen vitalisierenden Dünger. Allen voran natürlich der Echte Beinwell. Doch auch der imposante Hohe Beinwell (Symphytum peregrinum) oder der robuste Kaukasus-Beinwell (Symphytum asperum) liefern wertvolle Inhaltsstoffe für eine stärkende Jauche.
Herstellung von Beinwelljauche
Beinwelljauche selbst zu machen, ist ein Kinderspiel! Damit deine Pflanzen aber nicht schlappmachen, schneide besser keine Blätter und Stiele von den blühenden Trieben ab. Und beachte bitte: Eine einzelne Pflanze sollte nicht öfter als vier Mal im Jahr geerntet werden.
Für zehn Liter Wasser brauchst du ungefähr ein Kilo frische, grob zerkleinerte Pflanzenteile. Decke das Ganze mit einem Jutetuch ab, um Insekten fernzuhalten, aber Luftzirkulation zu ermöglichen, und lasse die Jauche zwei bis drei Wochen vor sich hin gären. Wenn sich kein neuer Schaum mehr bildet, weißt du, dass deine Beinwelljauche fertig ist. Dann kannst du die dunkelbraune Jauche abseihen und im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen – et voilà! – fertig ist dein natürlicher Power-Dünger für den Garten!
Extratipp: Du kannst ein bis zwei Handvoll Gesteinsmehl oder Bentonit (natürliches Tonmineralgemisch) in den Gäransatz deiner Beinwelljauche geben, um Gerüche zu binden.
Sissis Resümee
Ach, es ist wirklich bedauerlich, dass in meinem kleinen Gartenparadies noch kein Echter Beinwell seine hübschen Blätter und Blüten zeigt! Gerade seine Qualitäten als üppige Insektenweide, die summende und brummende Besucher magisch anzieht, und natürlich seine Fähigkeit, in wertvolle Beinwelljauche verwandelt zu werden, schätze ich außerordentlich. Ein vitalisierendes Elixier für meine anderen grünen Lieblinge, direkt aus dem eigenen Garten – das wäre wunderbar!
Leider konnte mich keines der auf dem letzten Bärner Wildpflanzenmärit angebotenen Beinwell-Exemplare überzeugen. Umso mehr hege ich die Hoffnung, bald von einer lieben Freundin eine passende, gesunde Pflanze zu erhalten. Schon jetzt habe ich eine ganz besondere Ecke im Sinn, einen sonnigen Platz, an dem sie sich prächtig entwickeln und ihre volle Pracht entfalten kann. Dort wird sie nicht nur mir Freude bereiten, sondern auch zahlreichen Insekten ein reichhaltiges Büffet bieten.
Denn eines steht für mich fest: Der Echte Beinwell ist eine Bereicherung für jeden naturnahen Garten. Seine vielfältigen Vorzüge – von der Unterstützung der Bodenfruchtbarkeit über die Anziehung wichtiger Insekten bis hin zur Nützlichkeit als Bio-Dünger – machen ihn zu einem unverzichtbaren Bewohner. Ich kann es kaum erwarten, bis dieser wertvolle Alleskönner auch in meinem Garten Einzug hält.
Wir sehen uns im Garten!
XOXO
Sissi
[Quelle: Markus Schmidt für die Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche respektive Jaucheerfahrungen. Artikelbild: Echter Beinwell (Symphytum officinale), kuratiert von Orestligetka via Adobe Stock. Foto der Beinwell-Blätter: OLENA, ebenfalls via Adobe Stock.]