Wohlfühloase für Hummeln

Wohlfühloase für Hummeln

Ab März erwachen Hummelköniginnen aus ihrem Winterschlaf und machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz für ihr Hummelvolk. Corinna Hölzel, Expertin für insektenfreundliche Kommunen und Gärten beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) verrät, wie du den pelzigen Königinnen einen guten Empfang bereiten und den wertvollen Bestäubern eine geschützte Umgebung bieten kannst.

Corinna Hölzel: »Hummeln sind im Unterschied zu anderen Wildbienenarten bereits bei einstelligen Temperaturen aktiv. Deshalb sind insbesondere Frühblüher auf ihre Bestäubung angewiesen. Für das Ökosystem und für unsere Nahrungssicherheit sind Hummeln absolut unentbehrlich. In der Landwirtschaft werden sie sogar speziell gezüchtet, um Nutzpflanzen zu bestäuben. Ihre Bestäuberleistung ist vor allem für Kulturpflanzen wie Tomaten, Bohnen, Erbsen, Kürbis, Gurken und Heidelbeeren wichtig. Die Hummeln gehören zu den Wildbienen. Bereits über die Hälfte aller Wildbienenarten sind in ihrem Bestand bedroht, darunter auch viele Hummelarten. Also brauchen auch die Hummeln unseren Schutz.«

Biete der Hummel verschiedene Nistplätze an

»Hummeln fühlen sich in naturnahen Gärten wohl. Haufen aus Steinen, Stroh, Ästen und Laub, Sandflächen, Moospolster, alte Pflanzenstängel, verlassene Mäuselöcher, Maulwurfsgänge oder Mauerlöcher bieten ihnen wertvolle Nist- und Unterschlupfstellen. Im Fachhandel gibt es verschiedene Nisthilfen für Hummeln, die du aber auch problemlos selbst basteln kannst. Auch ein Blumentopf aus Ton in einer Totholzhecke eignet sich als Unterkunft. Richte den Topf seitlich in der Hecke aus und fülle ihn mit Nistmaterial, damit er von der Hummelkönigin angenommen wird. Dafür eignen sich zum Beispiel Moos, Stroh, Heu, Polsterwolle oder Nistwolle aus Kapok«, empfiehlt Corinna Hölzel. »Achte darauf, dass du die Hummelunterkünfte an trockenen, sonnigen und windgeschützten Orten aufstellst.«

Erste Hilfe für Hummelköniginnen

»Wenn die Hummelköniginnen aus dem Winterschlaf erwachen, sind sie völlig ausgezehrt. Ihr Wintervorrat ist fast aufgebraucht und die Natur bietet noch wenig Nahrung. Kommt dann ein plötzlicher Kälteeinbruch hinzu, finden wir häufig Hummelköniginnen, die entkräftet auf dem Boden liegen. In diesem Fall kannst du die Hummel mit Zuckerwasser aufpäppeln. Löse hierfür einen halben Teelöffel Zucker in etwas lauwarmen Wasser auf. Wichtig ist, dass du die Hummel selbstständig trinken lässt. Wenn es gelingt, rettest du nicht nur einziges Tier, sondern ein ganzes Hummelvolk.«

Reichhaltiges Hummelbuffet mit torffreier Pflanzenerde

»Wenn du deinen Garten mit vielen heimische Wildpflanzen mit Blüten vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst bepflanzt, finden Hummeln während der gesamten Flugzeit von März bis Oktober ein kontinuierliches Nahrungsangebot. Die Salweide gehört zu den wichtigsten Nahrungsquellen für Hummeln. Krokusse, Winterling, Schneeglöckchen, Blaustern, Lungenkraut, Küchenschelle, Huflattich, Blutweiderich, Natternkopf, Klee und Fingerhut ziehen die staatenbildende Wildbiene ebenfalls an«, sagt Corinna Hölzel.

»Auch für den Balkon eignen sich viele heimische Pflanzen, so zum Beispiel Schlüsselblume, Akelei, Wiesensalbei und Astern sowie Kräuter wie Borretsch und Schnittlauch. Achte dabei unbedingt darauf, nur torffreie Pflanzenerde zu kaufen. Der Torfabbau zerstört mit den Mooren unwiederbringlich riesige Kohlenstoffspeicher und den Lebensraum gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Wenn du diese Hinweise beachtest, schaffst du nicht nur einen Lebensraum für Hummeln und weitere Wildbienen, du leistest auch einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt.«

Sissis Resümee

Die Worte von Corinna Hölzel vom BUND verdeutlichen eindringlich, wie wichtig Hummeln für unser Ökosystem und unsere Nahrungssicherheit sind. Doch die Realität in vielen Gärten sieht düster aus. Mit großer Sorge stelle ich fest, dass ich in diesem Frühjahr noch keine einzige Hummel in meinem Garten oder der näheren Umgebung gesichtet habe. Lauschte ich im vergangenen Januar noch dem munteren Summen und Brummen der Hummeln, sobald die ersten Sonnenstrahlen blitzten, herrscht aktuell nur trauriges Schweigen.

Diese beunruhigende Beobachtung ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf die drastischen Veränderungen in den Gärten zwei meiner Nachbarn im vergangenen Jahr zurückzuführen. Deren Entscheidung, großflächige Kahlschläge vorzunehmen und anstelle von blühenden Pflanzen und naturnahen Strukturen hässliche Schottersteine zu platzieren, hat den Lebensraum für Hummeln und andere Insekten massiv eingeschränkt.

Die Vielfalt an Pflanzen und Insekten wurde stark reduziert, was das gesamte Ökosystem der Nachbarschaft beeinträchtigt. Angesichts dieser bedenklichen Entwicklung fühle ich mich aufgerufen, in meinem eigenen Garten noch aktiver zu werden und einen größeren Beitrag zum Schutz der Hummeln zu leisten.

Folgende Maßnahmen habe ich mir vorgenommen:

Ich werde meinen Garten in ein noch bunter blühendes Paradies für Hummeln und andere Wildbienen verwandeln. Dazu werde ich eine Vielzahl weiterer heimischer Wildpflanzen anpflanzen, die Insekten vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst Nahrung bieten. Bislang war die heimische Insektenwelt mit dem Angebot zufrieden. Doch das Ausbleiben der Hummeln zeigt mir, dass ich noch mehr machen muss.

Das größte Problem scheint jedoch ein Mangel an Nistplätzen zu sein. Nistmöglichkeiten für Hummeln zu schaffen, wird mit Blick auf die Hunde eine Herausforderung: Stein- oder Totholzhaufen sind für die beiden eine Aufforderung zum Buddeln und Spielen – das wäre kontraproduktiv. Sandflächen sind in unserem gesamten Umschwung nicht zu realisieren, wobei ich noch darüber nachdenke, eine Sandlinse en miniature im Pflanzkübel anzulegen. Bleiben also noch Nisthilfen aus dem Fachhandel oder selbst gebaute Alternativen, wobei auch diese hundeschnauzensicher aufgestellt werden müssen. Mehr dazu in Kürze.

Wir sehen uns im Garten!

XOXO

Sissi

[Quelle: Corinna Hölzel für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und eigene Recherche. Artikelbild: Hellgelbe Erdhummel (Bombus lucorum): Marc via Adobe Stock.]