Echtes Labkraut
Unsere Pflanze des Monats können wir gut riechen. Der süße Duft des Echten Labkrauts (Galium verum) erinnert an Honig. Er strömt aus den zahlreichen kleinen Blüten, die für sich genommen eher unscheinbar wirken. Im Vergleich zu anderen Labkräutern – wie dem Wiesen-Labkraut, dem Kletten-Labkraut oder dem Waldmeister – hat das Echte Labkraut deutlich dünnere, leicht blaustichige Blätter, die an Nadeln erinnern. Wie bei allen Labkräutern stehen sie in Quirlen um den Stängel herum.
Die Pflanze bildet kurze Ausläufer und vermehrt sich zuverlässig über Samen. Als sogenannter »Spreizklimmer« webt sie sich gern in andere Pflanzen ein und kann so auch in die Höhe wachsen. Denn mit seinen weichen Stängeln braucht das Labkraut natürliche Kletterhilfen, um sich in Richtung Sonne strecken zu können.
Sowohl im Garten als auch auf dem Balkon ist das Echte Labkraut ausgesprochen attraktiv. Es fühlt sich auf sonnigen, eher mageren und trockenen Standorten wohl, wächst aber auch unter licht halbschattigen und feuchteren Bedingungen. Mit dem Weißen Labkraut kann es Hybride bilden, die dann als Weißgelbes Labkraut bezeichnet werden.
Nutzen für die Insektenwelt
Für viele Schmetterlinge sind Labkräuter lebensnotwendig. Die Raupen von fast 80 Arten nutzen sie als Nahrungspflanzen. So ist etwa das allseits beliebte Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) auf die Gattung angewiesen. Auch der Kleine Weinschwärmer (Deilephila porcellus) legt seine Eier auf Labkraut – ebenso wie zahlreiche verschiedene Labkraut-Blattspanner.
Käfer wie zum Beispiel die hübschen Tatzenkäfer (Timarcha tenebricosa) sind ebenfalls auf Labkräuter angewiesen. Am Echten Labkraut sammeln jedoch nur wenige Wildbienenarten wie beispielsweise die Gewöhnliche Keulhornbiene (Ceratina cyanea) den Pollen für ihren Nachwuchs.
Käsemacher & Kissenfüller
Übrigens: Der Name »Labkraut« stammt von seiner traditionellen Nutzung zur Gerinnung von Milch bei der Käseherstellung. Auch der wissenschaftliche Name Galium leitet sich von »Milch« ab. Aufgrund ihres angenehmen Dufts wurde die Pflanze außerdem traditionell in Kräuterkissen gefüllt. Darauf weist der englische Name »bedstraw« hin.
Sissis Resümee
Seit der Setzlingsbörse »Bring und Hol« am 4. Mai in Weinfelden ist auch bei uns ein Echtes Labkraut eingezogen. Leider war die Börse heuer für uns nicht sehr ergiebig. Normalerweise findest du dort eine Vielzahl von Gemüse-, Kräuter- und Blumensetzlingen in Bioqualität, diesmal waren aber gefühlt hauptsächlich Tomaten und Gurken im Angebot, sodass wir zwar zwölf Pflanzen abgegeben haben, aber nur mit vier neuen nach Hause gekommen sind. So ist das halt zuweilen im Leben!
Die Pflanze hat einen Platz am Gartenzaun gefunden und ist dort gut angewachsen. Inzwischen blüht sie sogar schon und ich hoffe sehr, dass sie sich vermehrt und nicht vollständig von Raupen und anderen Tierchen gefuttert wird. Im Moment hat das Labkraut ohnehin schon genug damit zu tun, sich gegenüber den Brennnesseln zu behaupten, die immer wieder überhand zu nehmen drohen. Aufgrund der anhaltenden Hitzewelle komme ich mit der Balkon- und Gartenpflege kaum hinterher …
Da sich die hübschen Taubenschwänzchen in diesem Sommer bei uns eher rar machen, hoffe ich sehr auf die Selbstaussaat des Echten Labkrauts – ansonsten werde ich im kommenden Frühjahr ein bisschen nachhelfen und mir rechtzeitig Saatgut besorgen. Funfact: Obwohl ich ein Fan von botanischen Pflanzennamen bin, war mir bis zum Schreiben dieser Zeilen gar nicht bewusst, dass das Echte Labkraut (Galium verum) und der Waldmeister (Galium odoratum) so eng verwandt sind. Nun bin ich schlauer.
Wir sehen uns im Garten!
XOXO
Sissi
[Quelle: Markus Schmidt für die Stiftung für Mensch und Umwelt und eigene Recherche. Artikelbild: Echtes Labkraut (Galium verum), kuratiert von Oleh Marchak via Adobe Stock.]