Zusammen 50 Hektar umfasst die Mordaualm, die dank der extensiven Bewirtschaftung durch drei Almbauern mit 170 verschiedenen Pflanzenarten eine der artenreichsten Almen auf Kalkdolomitgestein in Bayern ist

Die Mordaualm

Die Almwirtschaft gehört zu den ältesten und wertvollsten Formen der landwirtschaftlichen Kulturlandschaftspflege. Sie bewahrt nicht nur ein bedeutendes kulturelles Erbe, sondern sichert auch den Fortbestand einzigartiger Lebensraume für zahlreiche bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Ein herausragendes Beispiel für dieses traditionsreiche Zusammenspiel von Mensch, Tier und Natur ist die Mordaualm im Lattengebirge – eine der artenreichsten Almen Bayerns und ein lebendiges Zeugnis für naturnahe, nachhaltige Bewirtschaftung durch die Bergbauern.

Die Berchtesgadener Alpen, eingebettet zwischen Saalach und Salzach, zählen zu den vielfältigsten Gebirgslandschaften Mitteleuropas. Geologische Vielfalt, günstige klimatische Verhältnisse und das Zusammentreffen west- und ostalpiner Florenelemente schaffen hier ideale Bedingungen für eine außergewöhnliche Pflanzenwelt. Seit dem 8. Jahrhundert ist Almwirtschaft im Berchtesgadener Land bereits urkundlich belegt. Pollenanalytische Funde deuten sogar auf eine noch ältere Nutzung in der Bronzezeit hin.

Seit jeher ergänzen die Almwiesen im Sommer das Futterangebot der Kühe für die Bergbauernhöfe im Tal, welche die Talflächen in der Almsaison für die Erzeugung des Winterfutters nutzen. Wahrend die Landwirtschaft in den Tallagen heute zunehmend mechanisiert ist, bleibt die Almwirtschaft ein arbeitsintensives Handwerk, das nur mit Leidenschaft, Idealismus und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein für Natur und Kulturlandschaft bewahrt werden kann.

Mensch, Tier und Natur im Einklang

Almen sind weit mehr als reine Futterflächen für das Weidevieh! Sie sind ein fein gegliedertes Mosaik unterschiedlicher Lebensräume: von mageren Berg- und Buckelwiesen bis hin zu Feuchtstandorten und Flachmooren mit typischer Seggenarten – einer Pflanzengruppe von über 50 in Mitteleuropa heimischen Sauergräsern. Ihre herausragende ökologische Bedeutung verdanken sie der behutsamen, naturnahen Bewirtschaftung durch engagierte Almbauernfamilien.

Diese sorgen mit dem Auftrieb der Weidetiere, dem gezielten Weidemanagement, dem regelmäßigen Schwenden – wie man das Reinigen der Alm von Büschen und Bäumen durch natürlichen Samenflug nennt – dafür, dass die offenen artenreichen Almweiden erhalten bleiben.

Außerdem werden auch traditionelle Kulturlandschaftselemente wie Almhütten, Steinmauern und Zäune laufend gepflegt bzw. instand gesetzt. Ohne diese aufwändigen Arbeiten würde die offene Almlandschaft im Gebirge schnell zuwachsen und Buschlandschaft und schließlich Wald weichen – und damit die zahlreichen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten verschwinden.

Wo Natur und Tradition blühen

Ein eindrucksvolles Beispiel für den Wert dieser Arbeit der Bergbauern ist die Mordaualm im Lattengebirge. Auf den dortigen eher nährstoffarmen Kalk- und Dolomitböden entstanden durch die extensive Bewirtschaftung besonders artenreiche Kalkmagerwiesen. Sie wurde schon mehrfach – so auch im Rahmen der Euregio-Almwiesenmeisterschaften – als eine der artenreichsten bayerischen Almen ausgezeichnet:

Während auf intensiv bewirtschafteten Wiesen im Flachland kaum mehr als zehn verschiedene Pflanzenarten zu finden sind, wurden auf der 50 Hektar (27 Hektar Lichtweide und 23 Hektar Wald) umfassenden Mordaualm von Biologen 170 Pflanzenarten, darunter 16 gefährdete Arten der Roten Liste Bayerns, dokumentiert. Neben typischen Milchkräutern und Futtergräsern wachsen hier auch zahlreiche seltene und geschützte Arten wie:

  • Echte Arnika oder Bergwohlverleih genannt (Arnica montana)
  • Frühlings-Enzian (Gentiana verna)
  • Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris)
  • Silberdistel (Carlina acaulis)
  • Mehlprimel oder Mehlige Schlüsselblume (Primula farinosa)
  • Rundblättriger Steinbrech (Saxifraga rotundifolia)

Damit zählt die Mordaualm zu den floristischen Hotspots der Region. Solche extrem artenreichen Almweiden dokumentieren eindrucksvoll, wie sich traditionelle Bewirtschaftungsformen mit modernen Naturschutzansätzen verbinden lassen – sofern es Menschen gibt, die mit Herzblut und Verantwortungsbewusstsein für die Erhaltung dieser wertvollen Kulturlandschaften einstehen.

Stachlige Schönheit: Silberdistel (Carlina acaulis)
Stachlige Schönheit: Silberdistel (Carlina acaulis)

Schlüssel zur Artenvielfalt

Was es bedarf, damit der Artenreichtum der Almwiesen auch langfristig bewahrt wird, erklärt Landwirt Josef Koller, einer der Almbauern auf der Mordaualm und Genossenschaftsmitglied der Molkerei Berchtesgadener Land: »Dazu braucht es gutes Sennpersonal, denn das Wichtigste bei der Almpflege ist eine gute Beweidung durch das Almvieh und das regelmäßige Schwenden. Nur so bleiben die Almflächen offen und Sonne und Wärme können bis zum Boden vordringen. Das sind die Bedingungen, die viele seltene Blumen- und Kräuterarten erst wachsen lassen.«

Auf rund 1.200 Metern Seehöhe weiden auf der Mordaualm im Sommer Milchkühe, Jungrinder und Kälber von drei Almbauern – dem Keilhoflehen aus Bischofswiesen sowie dem Gschosslehen und dem Kederbachbauern aus der Ramsau. Während ein Teil der Milch direkt vor Ort zu Butter und Käse verarbeitet wird, gelangt der Rest alle zwei Tage per mobilem Tank zur Deutschen Alpenstraße und wird von der Molkerei Berchtesgadener Land abgeholt.

Familie Koller vom Hinterkeilhoflehen in Bischofswiesen hat auf dem Gelände der Mordaualm 2017 den Keilhofkaser neu mit traditionellen Materialien und Bauweisen errichtet und treibt dort jeden Sommer 16 Milchkühe und zwei Kälber der vom Aussterben bedrohten Rinderrasse Pinzgauer auf. Die Jungtiere für die eigene Nachzucht verbringen den Sommer auf der höher gelegenen Lattenbergalm
Familie Koller vom Hinterkeilhoflehen in Bischofswiesen hat auf dem Gelände der Mordaualm 2017 den Keilhofkaser neu mit traditionellen Materialien und Bauweisen errichtet und treibt dort jeden Sommer 16 Milchkühe und zwei Kälber der vom Aussterben bedrohten Rinderrasse Pinzgauer auf. Die Jungtiere für die eigene Nachzucht verbringen den Sommer auf der höher gelegenen Lattenbergalm

Partnerschaft für den Erhalt der Almen

Die Molkerei Berchtesgadener Land übernimmt dabei nicht nur die wertvolle Milch direkt von den Almen, sondern leistet durch faire Milchpreise und gezielte Unterstützung der Berg- und Almbauern auch einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der traditionellen Almwirtschaft.

Denn ohne eine wirtschaftliche Perspektive für die Bewirtschafter würde diese aufwändige Form der Weidehaltung zunehmend zurückgehen – mit weitreichenden Folgen für die Artenvielfalt und das landschaftliche Erscheinungsbild der Alpen. Als genossenschaftlich organisierte Molkerei, die sich seit jeher der nachhaltigen Landwirtschaft in der Region verpflichtet fühlt, setzt Berchtesgadener Land gezielt auf den Erhalt von Almen und kleinstrukturierter Berglandwirtschaft.

Gerade in einer Zeit, in der der Alltag vieler Menschen von Zeit- und Leistungsdruck geprägt ist, verdient dieses Engagement besondere Anerkennung. Ohne die Arbeit der Almbauern und ohne die nachhaltige Unterstützung von Partnern wie der Molkerei Berchtesgadener Land würden nicht nur seltene Pflanzenarten, sondern auch ein Stück gewachsener, unverwechselbarer Alpenkultur verloren gehen.

Sissis Resümee

Die Mordaualm ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie traditionelle Almwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen können, um eine einzigartige Artenvielfalt zu bewahren. Dank der leidenschaftlichen Arbeit der Almbauern wie Josef Koller und dem Engagement der Molkerei Berchtesgadener Land bleibt dieses wertvolle Kultur- und Naturerbe für uns alle erhalten.

Entdecke selbst dieses blühende Paradies, wo seltene Blumen und Kräuter gedeihen und das Weidevieh in Einklang mit der Natur lebt. Spüre die Ruhe und Authentizität dieses besonderen Ortes, der seit Jahrhunderten von Menschenhand gepflegt wird. Die Mordaualm zeigt uns eindrucksvoll, dass ein respektvolles Miteinander von Mensch, Tier und Natur nicht nur möglich, sondern auch essenziell für den Erhalt unserer traumhaft schönen Alpenlandschaft ist.

Also, pack deine Wanderschuhe ein und lass dich von der Schönheit der malerischen Mordaualm verzaubern! Vielleicht meldest du dich ja auch gleich als ehrenamtlicher Helfer fürs Schwenden? Viele Naturschutzvereine, darunter der WWF, bieten solche Pflegeeinsätze an. Du wirst sehen: Solch ein Einsatz ist ein Erlebnis, das nicht nur deine Seele berührt, sondern dir auch ein tieferes Verständnis für die Bedeutung der Almwirtschaft und ihren Beitrag zum Schutz unserer Umwelt vermittelt.

Wir sehen uns auf der Alm!

XOXO

Sissi

[Quelle: Molkerei Berchtesgadener Land und eigene Recherche. Artikelbild: Zusammen 50 Hektar umfasst die Mordaualm, die dank der extensiven Bewirtschaftung durch drei Almbauern mit 170 verschiedenen Pflanzenarten eine der artenreichsten Almen auf Kalkdolomitgestein in Bayern ist. Silberdistel: Véro des Cairns via Adobe Stock.]