Das weiße Gold der Insel von Olonne
Der salzige Duft der Vendée liegt in der Luft und lockt uns heute zu einem ganz besonderen Ort: der Île d’Olonne. Genauer gesagt, zu ihren schimmernden Salzgärten, wo das »weiße Gold« der Vendée gewonnen wird. Begleite mich auf eine Reise zu den Salzbauern und entdecke die faszinierende Welt des Salzes!
Eigentlich hatte ich mir unseren Ausflug anders vorgestellt. Eine rasante Fahrt mit den coolen Elektrorollern von Libert-e-trott sollte es werden, ein windiger Tanz durch das Marschland der Île d’Olonne, der schwungvoll auf dem Kirchplatz enden und uns direkt zum charmanten Restaurant L’Etelle führen sollte.
Doch das Schicksal, oder besser gesagt, ein technisches Problem bei der Anlieferung der Roller, hatte andere Pläne. So kam es, dass Christina und ich uns mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Hauch von Abenteuerlust im Herzen, zunächst zu Fuß auf den Weg machten. Und was soll ich sagen? Manchmal sind die schönsten Entdeckungen jene, die ungeplant geschehen!
Wo das Meer die Erde küsst
Eine unerwartete Wanderung zum Ursprung des Salzes
Schon von Weitem glitzerten die Salzwiesen in der Morgensonne, ein Mosaik aus unzähligen Becken, die das Licht des Himmels reflektierten. Die Île d’Olonne, einst eine echte Insel, ist heute eine grün-blaue Collage aus Land und Wasser, geformt von den Gezeiten und der jahrhundertelangen Arbeit der Salzbauern. Hier, wo das Meer immer noch seinen Einfluss geltend macht, entsteht eines der wertvollsten Produkte der Region: das Meersalz, das »weiße Gold« des Atlantiks.
Unser Weg führte uns tiefer in dieses faszinierende Labyrinth aus Wasser und Erde. Die Stille war beeindruckend, nur unterbrochen vom Rauschen des Windes und dem gelegentlichen Ruf eines Vogels. Es ist eine Landschaft, die zum Innehalten einlädt, zum Beobachten, wie sich das Wasser in den flachen Becken langsam erwärmt und verdunstet, bis nur noch die glitzernden Kristalle des Salzes übrig bleiben.















Besuch bei den Salzbauern
Hüter des weißen Goldes
Dann trafen wir sie, die »Sauniers«, wie die Salzbauern hier genannt werden. Männer mit wettergegerbten Gesichtern und einem warmen Lächeln, das die tiefe Verbundenheit mit ihrem Land verriet. Sie erzählten uns von ihrer Arbeit, von den alten Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, und von der Hingabe, die es braucht, um das »weiße Gold« zu ernten. Ein Knochenjob.
Die Sauniers zeigten uns die verschiedenen Stadien der Salzgewinnung – von den großen Wasserbecken, in denen das Meerwasser gesammelt wird, bis zu den kleineren, flacheren Becken, den sogenannten Œillets, wo das kostbare Fleur de Sel an der Oberfläche schwimmt. Diese feinen Salzkristalle, die nur bei besonderen Wetterbedingungen entstehen, sind das Juwel der Salzgärten, geschätzt von Köchen auf der ganzen Welt für ihren zarten Geschmack und ihre einzigartige Textur.
Ich war und bin fasziniert von der Präzision und dem Wissen, mit dem diese Männer ihre Arbeit verrichten. Es ist ein Handwerk, das Geduld erfordert, ein tiefes Verständnis für die Natur und die Fähigkeit, die Zeichen des Wetters zu lesen. Sie erklärten uns, wie sie mit einem speziellen Rechen, dem Lousse, das Fleur de Sel behutsam von der Oberfläche schöpfen, eine Arbeit, die nur an windstillen, sonnigen Tagen möglich ist.









Fleur de Sel
Ein Schatz zum Mitnehmen
Natürlich durften wir die Salzkristalle auch probieren. Ein Hauch davon auf der Zunge und ich schmeckte das Meer, die Sonne und die Essenz der Vendée. Und das Beste daran? Direkt vor Ort, in den Hofläden der Salzbauern, konnten wir ein kleines Stück dieses Schatzes kaufen und mit nach Hause nehmen. Das »handgeerntete« Fleur de Sel, verpackt in kleinen Säckchen, ist nicht nur ein exzellentes Souvenir, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und die Arbeit dieser engagierten Menschen zu würdigen.
Gar zu gern hätte ich auch Salzkraut (Salsola soda) mitgenommen! Hier in der Schweiz war es im Frühsommer überall ausverkauft. Kein Wunder: Salzkraut ist eine botanische Besonderheit, die sich durch ihr einzigartiges Salzaroma vom Gros der Kräuter abhebt. Es ist wunderbar knackig und schmeckt leicht nach Meer – daher wird es auch liebevoll »Meeresspargel« genannt und der Kategorie Seafood zugeordnet. Für Hobbyköche, die Neues ausprobieren möchten, ist Salzkraut eine spannende Entdeckung, die eine bisher fast unbekannte pflanzliche Geschmacksnote auf den Teller bringt.
Um das knackig-salzige Meeresaroma optimal zu erleben, wird Salzkraut meist roh verzehrt – perfekt als frische Salatgarnitur. Es kann aber auch kurz blanchiert oder angebraten werden und ist eine hervorragende Fischbeilage. Die Zubereitung ist einfach: Wie grüne Bohnen kurz in ungesalzenem Wasser kochen und anschließend in Butter oder Pflanzenöl schwenken. Eine weitere Möglichkeit ist das Einlegen in Essig mit Gewürzen, wie es in England als »Pickled Samphire« bekannt ist, um es haltbar zu machen und im Winter zu Fleisch- oder Fischgerichten zu genießen.
Für mich war es seltsam eigenartig, dass diese spannende Pflanze auf der Île d’Olonne überall wächst, während ich sie in meiner Wahlheimat nirgends mehr bekommen konnte. Ausbuddeln war natürlich keine Option und so beschränkte ich mich auf den Genuss vor Ort und den Erwerb von Fleur de Sel.
Es ist diese Kombination aus Authentizität, Gastfreundschaft und der Möglichkeit, ein so besonderes Produkt direkt vom Erzeuger zu erwerben, die den Besuch der Île d’Olonne so unvergesslich macht. Du spürst die Leidenschaft der Salzbauern für ihr Handwerk und ihre Produkte und das macht jeden Kauf zu einer kleinen Geschichte, die du zusammen mit dem Salz mit nach Hause nimmst.






Praktische Tipps
Damit dein Besuch der Salzsümpfe der Île d’Olonne ein voller Erfolg wird, haben wir hier noch einige praktische Hinweise für dich zusammengestellt:
Anreise
Die Île d’Olonne liegt in der Vendée, westlich von Les Sables-d’Olonne.
- Mit dem Auto: Von Les Sables-d’Olonne aus ist die Île d’Olonne gut mit dem Auto erreichbar. Folge einfach der Beschilderung. Es gibt in der Regel ausreichend Parkmöglichkeiten in der Nähe der Salzgärten oder des Dorfzentrums.
- Mit dem Fahrrad/E-Scooter: Die Region ist sehr fahrradfreundlich. Du kannst Fahrräder oder E-Scooter (zum Beispiel über Libert-e-trott, Vorabreservierung dringend empfohlen!) mieten und die Salzgärten auf gut ausgebauten Wegen erkunden.
Öffnungszeiten & Preise
Die Zugänglichkeit der Salzgärten variiert je nach Saison; der Preis hängt davon ab, ob du an einer geführten Tour teilnehmen möchtest oder nicht. Tipp: Viele Salzbauern haben kleine Hofläden, die in der Regel zu festen Zeiten geöffnet sind. Dort bekommst du nicht nur Fleur de Sel, sondern auch herkömmliches Meersalz, Kräutersalze, frisches und eingelegtes Salzkraut sowie viele andere Leckereien zu ausgesprochen günstigen Preisen – und das meist sogar wesentlich günstiger als in den Läden der Stadt.
- Salzgärten: Der Zugang zu den Wegen in den Salzgärten ist meist kostenfrei.
- Geführte Touren: Für geführte Touren durch die Salzgärten, die oft Einblicke in die Arbeit der Salzbauern geben, können Kosten anfallen. Informiere dich am besten vorab auf den Websites der lokalen Tourismusbüros oder direkt bei den Salzbauern.
- Hofläden: Die Öffnungszeiten der Hofläden sind oft saisonal. Es lohnt sich, die aktuellen Zeiten online zu prüfen oder vorab anzurufen. Tipp: Viele der Salzbauern triffst du auch auf den lokalen Wochenmärkten!
Unterkunft in der Nähe
Die Region um Les Sables-d’Olonne bietet eine Vielzahl von Unterkünften für jeden Geschmack und jedes Budget. Wir waren im Hôtel Thalasso & Spa Côte Ouest in Les Sables-d’Olonne untergebracht, einem komfortablen Vier-Sterne-Hotel im Stil der mythischen Welt der Passagierschiffe der 30er-Jahre.
- Hotels: Von charmanten Boutique-Hotels bis zu größeren Ketten ist alles dabei.
- Ferienwohnungen und -häuser: Ideal für Familien oder längere Aufenthalte, oft mit der Möglichkeit zur Selbstverpflegung.
- Campingplätze: Zahlreiche Campingplätze in Küstennähe bieten Stellplätze für Wohnmobile, Zelte und Mobilheime.
- Gästezimmer (Chambres d’hôtes): Eine persönliche und sehr charmante Art zu übernachten, direkt bei Einheimischen und nicht selten mit Familienanschluss.
Tourismusbüro
Für detaillierte Informationen, Karten und aktuelle Veranstaltungstermine empfehle ich dir, das Tourismusbüro in Les Sables-d’Olonne zu besuchen. Die Mitarbeitenden vor Ort können dir auch spezielle Touren oder Workshops in den Salzgärten empfehlen.
Office de Tourisme de l’île d’Olonne
1, Place de la Jolie Saunière
85340 L’l’île d’Olonne
Alternativ kannst du dich auch direkt an das zentrale Tourismusbüro der Vendée wenden:
Vendée Tourisme
45, Rue de Montréal
85005 La Roche-sur-Yon
Frankreich
Telefon: +33 (0)2 51 62 67 00
Beste Reisezeit
Die Vendée ist grundsätzlich das ganze Jahr über eine Reise wert.
- Frühling (April bis Mai): Angenehme Temperaturen, die Natur erwacht, und die Salzgärten beginnen, sich mit Wasser zu füllen. Weniger Touristen.
- Sommer (Juni bis August): Die Hochsaison. Ideales Wetter für die Salzernte, aber auch mehr Besucher. Die Temperaturen sind warm und perfekt für Strandbesuche. Wenn du die Salzbauern bei der Arbeit sehen möchtest, ist dies die beste Zeit.
- Herbst (September bis Oktober): Immer noch mildes Wetter, weniger Menschenmassen. Die Herbstfarben können die Landschaft besonders schön färben. Die Salzernte neigt sich dem Ende zu, aber die Atmosphäre ist immer noch sehr angenehm.
Ganz gleich, wann du kommst: Die Île d’Olonne und ihre Salzgärten sind ein Erlebnis für alle Sinne. Lass dich verzaubern vom weißen Gold und der Gastfreundschaft der Vendée!

Sissis Resümee
Die Salzsümpfe der Île d’Olonne sind berühmt für ihre traditionelle Salzgewinnung, deren Wurzeln bis ins 7. Jahrhundert zurückreichen. Jährlich werden hier beeindruckende 200 Tonnen des kostbaren »weißen Goldes« gewonnen. Für Naturliebhaber ist ein Besuch dieser einzigartigen Landschaft ein absolutes Muss.
Auch wenn unser Ausflug diesmal überwiegend zu Fuß stattfand, so kann ich mir doch gut ausmalen, wie viel Spaß eine Rollertour durch diese traumhaft schöne Landschaft gemacht hätte. Die flachen Wege und die weiten Ausblicke bieten sich perfekt an für eine Erkundung mit dem Bike oder E-Scooter. Du kannst dich dem Rhythmus der Natur hingeben und dabei die frische Seeluft genießen. Wer es also sportlicher mag, dem kann ich die Option über Libert-e-trott wärmstens empfehlen.
Zum Glück kamen wir wenigstens für ein knappes Stündchen dazu, durch die Landschaft der Île d’Olonne zu rollern. Übrigens gar nicht so einfach, wie ich ursprünglich gedacht hatte! Die »trottinettes tout terrain« haben nämlich ordentlich Kraft und bei der kurzen Übungsrunde auf dem Parkplatz habe ich so kräftig die Bremsen gedrückt, dass ich mit dem Gerät fast umgefallen bin – etliche blaue Flecken an meinem rechten Bein erzählen noch davon. Nach anfänglichem Zögern und einer gewissen Ängstlichkeit (Wer steht schon auf blaue Flecken und Prellungen?) hatte ich dann aber doch recht schnell den Bogen raus und rollerte mit Genuss. Kurz: Ein Abenteuer, dass ich schnellstmöglich wiederholen möchte!
Unsere ungeplante Wanderung endete schließlich doch noch in der Nähe des Kirchplatzes, wenn auch etwas später als gedacht. Von dort aus war es nur ein Katzensprung zum Restaurant L’Etelle, wo wir uns nach dem salzigen Abenteuer eine wohlverdiente Mahlzeit gönnten – natürlich mit einer Prise des hier allgegenwärtigen »weißen Goldes« verfeinert.
Was mich an diesem Ausflug am meisten beeindruckt hat: Die Île d’Olonne ist nicht nur ein Ort der Salzgewinnung, sondern auch ein Refugium für Flora und Fauna. Die Salzwiesen sind ein wichtiger Lebensraum für viele Vogelarten und bieten eine beeindruckende Artenvielfalt. Ein Spaziergang oder eine Rollertour durch diese einzigartige Landschaft ist eine Wohltat für Seele und Geist. Es ist ein Ort, der zur Entschleunigung einlädt und die Schönheit der Natur zeigt.
Wir sehen uns auf der Île d’Olonne!
XOXO
Sissi
[Redaktioneller Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert und ergänzt. Artikelbild: Didier San Martin via Adobe Stock. Schnappschüsse: Sissi St. Croix, aufgenommen mit dem Apple iPhone 13 Pro Max.]